NRW-Schulministerin Gebauer So soll der Schulalltag nach den Sommerferien aussehen

Düsseldorf · Nach den Sommerferien ist auch Schluss mit „Coronaferien“. Dann sollen alle Schüler in NRW wieder täglich die Schulbank drücken. Aber die Corona-Krise wirkt sich trotzdem auf das neue Schuljahr aus.

 Nach den Sommerferien soll der Unterricht an den Schulen in NRW wieder regulär ablaufen.

Nach den Sommerferien soll der Unterricht an den Schulen in NRW wieder regulär ablaufen.

Foto: dpa/Jonas Güttler

Die rund 2,5 Millionen Schüler in Nordrhein-Westfalen sollen nach den Sommerferien wieder jeden Tag zum Unterricht in die Schule gehen. Alle rund 5500 Schulen in NRW kehren zum neuen Schuljahr 2020/21 wieder in den Regelbetrieb zurück, kündigte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Dienstag in Düsseldorf an.

Sollte an einzelnen Schulen wegen des Corona-Infektionsschutzes phasenweise kein Präsenzunterricht möglich sein, finde Unterricht auf Distanz statt. Es solle aber so viel Präsenzunterricht wie möglich geben. „Schule in NRW darf nicht von vornherein vor der Corona-Pandemie zurückschrecken“, sagte Gebauer.

Um nach den wochenlangen coronabedingten Einschränkungen des Schulbetriebs mehr Zeit zu gewinnen, werden die Abiturprüfungen im kommenden Jahr um neun Unterrichtstage verschoben - und damit bis nach den Osterferien. Sie beginnen erst am Freitag, 23. April 2021.

Trotz Verschiebung fänden die Klausuren in Deutsch, Englisch, Französisch und Mathematik unverändert an den langfristig bundesweit festgelegten Terminen statt, sagte Gebauer. Es werde auch weiter zentrale Abituraufgaben geben, aber mit einer erweiterten Auswahl von Prüfungsaufgaben.

Keine Maskenpflicht in Schulen

Auch die Prüfungen zum Erwerb des Hauptschulabschlusses nach Klasse 10 und des mittleren Schulabschlusses (Fachoberschulreife) werden um eineinhalb Wochen verschoben, um mehr Unterrichtszeit zu gewinnen.

Eine Maskenpflicht werde es an den Schulen weiterhin nicht geben, wohl aber ein „Maskengebot“ etwa auf Pausenhöfen und Fluren, sagte Gebauer. Die Abstandsregel von 1,5 Metern gelte in den Schulen nicht - auch nicht in Kursen an weiterführenden Schulen, in denen Schüler aus mehreren Klassen gemischt würden.

Jedoch müssten die Lehrer dokumentieren, „wer, wann wo mit wem in einer Lerngruppe gewesen ist“, um bei einem Corona-Fall die Infektionsquelle nachverfolgen zu können.

Konkrete Details am Freitag

Konkretere Details zum Wiedereinstieg in den Regelbetrieb will Gebauer voraussichtlich an diesem Freitag bekannt geben. Dabei geht es auch um die rechtlichen Regelungen für das Lernen auf Distanz. Die SPD bemängelte, dass der Fahrplan Gebauers viele Fragen unbeantwortet lasse und unvollständig sei. Wenige Tage vor Beginn der Sommerferien seien wichtige Details wie etwa die Umsetzung des Lernens auf Distanz noch nicht geklärt.

Bund und Länder hatten sich vor einer Woche darauf geeinigt, dass bundesweit die Schulen nach den Sommerferien bei einem positiven Verlauf der Infektionszahlen in den Regelbetrieb zurückkehren sollen.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Stefanie Hubig (SPD), bekräftigte dies am Dienstag erneut. „Der Regelbetrieb ist kein Wunschdenken. Der Regelbetrieb ist das Ziel, dass wir haben“, sagte sie in Berlin.

Lehrer sollen schneller eingestellt werden

Um den coronabedingten Ausfall von vorerkrankten Lehrkräften aufzufangen, will die Landesregierung zusätzliches Personal gewinnen. So sollen Gymnasiallehrer mit frischem Abschluss, die aufgrund des Wechsels zum neunjährigen Gymnasium erst in einigen Jahren die Chance auf eine Stelle hätten, schon jetzt eingestellt werden.

Allerdings dürfen sie laut Gebauer in dieser Zwischenzeit für einige Jahre an alle anderen Schulformen abgeordnet werden. Das können auch Hauptschulen sein. Nachteile für die Verbeamtung erleiden sie nach Angaben des Ministeriums dadurch nicht. Rund 1450 Lehrkräfte sollen so schon nach den Ferien akquiriert werden.

Insgesamt stehen laut Gebauer derzeit knapp 85 Prozent der rund 200.000 Lehrer zur Verfügung. Der normale Krankenstand liegt bei knapp sieben Prozent.

Schulausflüge ins Ausland sind laut Gebauer bis zu den Herbstferien verboten. Wanderausflüge oder Städtefahrten innerhalb Deutschlands seien aber erlaubt.

Schließungen nicht ausgeschlossen

Gebauer schloss auch nach den Sommerferien komplette oder teilweise Schließungen von Schulen wegen erhöhter Corona-Risiken nicht aus. Derzeit sind wegen des massiven Corona-Ausbruchs beim Fleischriesen Tönnies im Kreis Gütersloh alle Schulen geschlossen.

Die Grundschulen in NRW waren bereits in den letzten beiden Wochen vor den Sommerferien zum Normalbetrieb zurückgekehrt. Etwa ein halbes Dutzend Grundschulen musste in dieser Zeit wegen Corona-Fällen den Unterricht einschränken oder ganz schließen.

Die Abiturprüfungen konnten in NRW trotz Schulschließungen durchgezogen werden. Gebauer sagte, von den fast 90.000 Abiturienten des aktuellen Jahrgangs hätten sich nur drei mit dem Coronavirus infiziert. Es seien 360.000 Abiprüfungen absolviert worden.

Der Lehrerverband VBE meint, dass im Schulministerium durchaus damit gerechnet werde, dass es keinen normalen Regelbetrieb an den Schulen geben werde. „Alle wünschen sich einen Regelbetrieb, aber es dürfen keine unrealistischen Erwartungen mehr geweckt werden“, sagte der VBE-Landesvorsitzende Stefan Behlau. „Schulisches Leben nach den Ferien ist weiterhin eine Schule mit Corona, nicht ohne.“

(dpa)
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