Wahlkampf Schulz holt Luft für die Langstrecke gegen Merkel

Berlin · Noch acht Monate bis zur Bundestagswahl: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz stimmt sich auf einen langen und zehrenden Wettlauf gegen Angela Merkel ein.

Martin Schulz geht jetzt auf die Langstrecke. Noch acht Monate bis zur Bundestagswahl. Als früherer 10.000-Meter-Läufer wisse er: „Beim Langstreckenlauf ist es so, dass er Phasen hat.“ Eine Frage der Einteilung der eigenen Kräfte. Der designierte SPD-Kanzlerkandidat und Parteichef unterstreicht zum Abschluss der Klausur des SPD-Parteivorstandes am Montag in Berlin noch einmal: „Der Anspruch, den ich habe, ist der, Bundeskanzler zu werden.“

Inzwischen hat Schulz auch Nachricht von Angela Merkel erhalten. An Tag eins nach seiner ersten Rede als Herausforderer im heraufziehenden Wahlkampf erzählt Schulz, er habe von Merkel eine „freundliche SMS“ mit einem Glückwunsch zu seiner Nominierung durch den SPD-Vorstand erhalten. Und er habe „freundlich und höflich, so wie wir immer miteinander umgehen“, zurückgeschrieben.

Bald werden sich Merkel und Schulz auch im nächsten Koalitionsausschuss begegnen, an denen die Parteichefs teilnehmen. Schulz ist schon im Wahlkampfmodus: „Ich glaube nicht, dass es dort zu großen Verbrüderungsszenen kommen wird.“ Beide werden in dem von Schulz beschriebenen Langstreckenlauf um die Macht im Land einander belauern. Noch in dieser Woche will Schulz sein Mandat im EU-Parlament niederlegen.

Die Nähe zur Bevölkerung suchen

Er sieht es dabei nicht als Nachteil an, dass er im kommenden Wahlkampf kein Bundestagsmandat besitze. Was die Bevölkerung bewege, seien keine Redeschlachten im Bundestag, sondern das, was eine Partei konkret für den Lebensalltag der Menschen tue. Schulz will in den nächsten Wochen viel im Land unterwegs sein, das Gespräch mit der Bevölkerung suchen, zuhören und „aus der Mitte der Menschen im Dialog mit denen zu lernen, was die Sorgen und Nöte der hart arbeitenden Menschen sind“.

Schulz will sich die Phasen der langen Strecken bis zum Wahlabend am 24. September gut ansehen. Phase eins sei bereits in zwei Wochen erreicht, wenn der ehemalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier, 2009 selbst SPD-Kanzlerkandidat, in der Bundesversammlung zum nächsten Bundespräsidenten gewählt werden soll. Am 19. März steht dann der SPD-Sonderparteitag an, bei dem Schulz auch offiziell Kanzlerkandidat und neuer Parteichef werden soll.

Danach folgen die Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen. Im Mai dann ist der Wahlprogrammparteitag der SPD. Und danach beginne bald die heiße Wahlkampfphase.

Schulz hat sich vorgenommen, „Gerechtigkeitslücken“ im Land zu schließen. So sei es ein „Skandal“, dass viele Menschen im Minijob-Sektor „hemmungslos ausgebeutet“ würden. Der SPD-Herausforderer will sich in seinem Gerechtigkeits-Wahlkampf nicht auf „Kampfbegriffe“ wie die Erbschafts- oder die Vermögensteuer festlegen lassen.

Er kündigte nach der SPD-Klausur aber schon einmal an, dass große Vermögen stärker herangezogen werden sollen als kleine oder mittlere Einkommen. Zudem dürften Erträge aus Kapital nicht gleichbehandelt werden wie Einkünfte aus Arbeit. Er wolle die „guten Potenziale“, die es in Deutschland zweifelsfrei gebe, mit den Menschen entwickeln.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort