Kommentar zu Erzbischof Rainer Maria Woelki Selbstkritisch

Meinung | Bonn · An dem Prinzip, dass ein Pfarrer den Seelsorgebereich leitet, will der Kardinal nicht rütteln. Doch über kurz oder lang wird das nicht funktionieren.

 Dem Kölner Erzbistum gehen die Priester aus.

Dem Kölner Erzbistum gehen die Priester aus.

Foto: picture alliance / dpa

Das Bild, das das Kölner Erzbistum in der Öffentlichkeit bietet, ist ein sehr positives. Viele Ehren- und Hauptamtliche engagieren sich in der Flüchtlingshilfe und bei der Integration der „neuen Nachbarn“. Zudem hat sich Erzbischof Rainer Maria Woelki in der katholischen Kirche an die Spitze jener gestellt, die Rechtspopulisten, Demagogen und fremdenfeindlichen Hetzern entschieden entgegentreten.

Intern bläst dem Kölner Kardinal und seiner Bistumsverwaltung der Wind hingegen ins Gesicht. Viele Seelsorger – Priester wie Laien – fühlen sich auf einem sinkenden Schiff, weil die Personaldecke immer dünner wird und aufgrund des Priestermangels auch keine Besserung zu erwarten ist. Zudem ist das Rumoren in vielen Seelsorgebereichen deutlich zu vernehmen, dass „die in Köln“ sowieso ihr eigenes Ding machen. Nicht selten sind Priester oder Laien von Mitarbeitern des Generalvikariats abgekanzelt worden, wenn sie nach Lösungen für Probleme vor Ort gefragt haben.

Mit seiner ehrlichen Bestandsaufnahme, der Selbstkritik und seinen entschuldigenden Worten versucht Woelki, die Kritik aus den Seelsorgebereichen aufzunehmen und Wege für die Zukunft aufzuzeigen. An dem Prinzip, dass ein Pfarrer den Seelsorgebereich leitet, will er allerdings nicht rütteln. Doch über kurz oder lang wird das nicht funktionieren, denn schon bald wird es weitere Pfarrer geben, die aus Altersgründen aufhören oder ins zweite Glied zurücktreten, weil sie sich verheizt fühlen. Und die Alternative? Die kann darin liegen, dass auch Laien die Führung der Seelsorgebereiche überlassen wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Lauterbachs Gesetz führt zu Chaos
Kommentar zu den Folgen der Cannabis-Legalisierung Lauterbachs Gesetz führt zu Chaos
Aus dem Ressort