Kommentar zum neuen Cyberkommando der Bundeswehr Sicherheitspfeiler Bonn

Meinung · Die deutsche Bundeswehr hat nun auch eine Teilstreitkraft im Cyberraum. Ihr Hauptquartier ist in Bonn, was somit zu einem tragenden Pfeiler der deutschen Cyber-Sicherheitsarchitektur wird.

Deutschlands Freiheit wird seit Mittwoch nicht nur am Hindukusch verteidigt, sondern auch in den virtuellen Welten des Cyberraums. Dies ist keine Metapher. Es handelt sich um den Wortlaut eines Werbeplakats der Bundeswehr und dokumentiert, in welche neuartigen Richtungen sich supranationale Konflikte inzwischen verschoben haben. Vor diesem Hintergrund erscheint die Gründung einer eigenen Teilstreitkraft folgerichtig, die nun im Organigramm der Truppe auf Augenhöhe mit Heer, Marine und Luftwaffe agiert.

Die Gründung hat auch Auswirkungen auf die Stadt Bonn. Zum einen ist die Ansiedlung des Kommandos nahe der Rheinaue ein Signal dafür, dass die Musik eben doch nicht nur im Berliner Bendlerblock spielt. So hat das Ministerium angesichts der wiederkehrenden Sorge vor einem Ausbluten der Hardthöhe nun einen gewichtigen Kontrapunkt gesetzt. Denn das neue Kommando schmückt nicht nur den Ruf der „Bundesstadt“. Zudem entstehen dort – auch wenn manche Anlieger noch fremdeln – Hunderte qualifizierte Arbeitsplätze mit allen positiven Wirkungen auf Stellenmarkt und Wirtschaftsstandort. Somit wird das Cyberkommando zum Komplementär des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das sich in wenigen Jahren mit nahezu tausend Beschäftigten gleich nebenan ansiedeln will. Bonn ist dann tragender Pfeiler der deutschen Cyber-Sicherheitsarchitektur.

Die Bundeswehr stellt sich mit der Neugründung den immer komplexer werdenden Herausforderungen durch asymmetrische Konflikte. Bereits bei den aktuellen Auslandseinsätzen hat es die Truppe vielfach nicht mit regulären Kombattanten zu tun. In der Cyberwelt wird diese Lage noch einmal deutlich verschärft. Das liegt in der Natur der Tatsache, dass es in den weltumspannenden Computernetzen keine klar definierbaren Grenzen gibt – weder zwischen Staaten, noch zwischen Krieg und Frieden. Und auch die Trennlinien zwischen innerer und äußerer Sicherheit sowie zwischen Verteidigung und Angriff verschwimmen besonders im Netz.

Alle Freude, die über das neue Kommando am Mittwoch auf der Hardthöhe auch von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen zu vernehmen war, vermag allerdings nicht all die anderen offenen Baustellen der Bundeswehr zu überschminken.

Die permanenten Probleme bei der Einführung neuer Waffensysteme sind da nur eine Herausforderung. Denn plötzlich stehen in Deutschland angesichts wachsender internationaler Verpflichtungen und einer unsichereren Weltlage wieder Begriffe wie Aufrüstung und Vergrößerung der Bundeswehr auf der Tagesordnung. Woher das neue Personal kommen soll, weiß so recht allerdings niemand. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass ein Vorschlag zuletzt immer häufiger aus der Deckung kam: Die Reaktivierung der Wehrpflicht.

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