FDP-Generalsekretärin in Bonn So denkt Linda Teuteberg über die deutsche Einheit

Bonn · Die scheidende FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg hat in Bonn ihre Gedanken zum Thema 30 Jahre Wiedervereinigung geteilt. Die 39-Jährige wünscht sich mehr Neugierde und Offenheit füreinander.

 In der Redoute: FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg.

In der Redoute: FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg.

Foto: Benjamin Westhoff

Wenn heute Ältere einwerfen: „Aber Sie waren da doch noch so klein“, lässt Linda Teuteberg das nicht gelten.  Man könne auch als aufgewecktes Kind wahrnehmen, ob man in einer Demokratie oder einer Diktatur lebe, sagt sie.  Die Brandenburgerin wurde 1981 in Königs Wusterhausen geboren, als 1989 die Mauer fiel, ging sie in die dritte Klasse.  Und plötzlich war die Bonner Republik, die für Teuteberg in der DDR ein Sehnsuchtsort gewesen war, ganz nah.  Welche Gedanken sie heute beim Thema „30 Jahre Deutsche Einheit“ hat, berichtete die FDP-Generalsekretärin  am Dienstagabend beim Internationalen Club La Redoute in Bad Godesberg – mit corona-bedingt nur einigen Zuhörern vor Ort, aber vielen weiteren im Netz.

Passend zu ihrer eigenen Biografie treibt etwa Teuteberg um, dass die sogenannte „Dritte Generation Ost“ aus ihrer Sicht in der Öffentlichkeit zu kurz komme. Damit meint sie diejenigen, die ihre Kindheit noch in der DDR verbracht haben, ihre Berufsausbildung aber schon in der Bundesrepublik, also die heute Mitte 30- bis Mitte 40-Jährigen, die auch eine Vermittlerrolle einnehmen könnten. Doch  in Talkshows oder großen Interviews zum Thema Deutsche Einheit sehe man in der Regel die Generation, die 1990 in die erste Reihe der Politik ging, kritisiert sie. Es sei schade, wenn der Eindruck von einerseits Überalterung in Ostdeutschland und andererseits tatsächlicher oder vermeintlicher mangelnder Repräsentation noch verstärkt werde, indem man von den nachfolgenden Generationen öffentlich so wenig sehe – insbesondere in der Politik.

Teuteberg sagt: „Ich fände es schön, wenn wir zu einer Normalität im besten Sinne kommen.“ Das bedeute, dass regionale Herkunft ebenso wie das Geschlecht weder Makel noch Verdienst seien. So solle es eigentlich auch nicht mehr nötig sein, dass es einen eigenen „Ostbeauftragten“ gebe, findet die 39-Jährige.

Was Teuteberg ärgert, ist eine Debatte, die die beiden Ministerpräsidenten Manuela Schwesig (SPD, Mecklenburg-Vorpommern) und Bodo Ramelow (Linke, Thüringen) angestoßen hätten mit der These, dass die DDR kein Unrechtsstaat gewesen sei. Wer als Politiker in Abrede stellen wolle, dass sie ein Unrechtsstaat gewesen sei, „der will die DDR verharmlosen“, betonte sie.

Im Weiteren ging es noch um die Treuhand, die Blockparteien in der DDR,  die Rolle der AfD und die Stasi-Vergangenheit von Politikern und Beamten in Brandenburg.

In der Hauptstadt Bonn habe es früher regelmäßig einen Bericht der Bundesregierung zur Lage der Nation im geteilten Deutschland und eine ausführliche Plenardebatte dazu gegeben, sagte Teuteberg. Heute wünscht sich die Potsdamerin eine Debatte über die Lage im wiedervereinigten Deutschland. „Ich finde, es würde unserem Land gut tun, wenn wir im Deutschen Bundestag eine solche Debatte führen würden.“ Denn:  Es brauche „Neugierde aufeinander und Offenheit füreinander“, um mehr innerliche Einheit hinzubekommen.

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