3. Oktober 1990 So feierte der Kreis Ahrweiler den Tag der Deutschen Einheit

KREIS AHRWEILER · Es waren historische Tage für Deutschland, aber auch im besonderen für die Kreisstadt. Denn nur wenig mehr als ein Jahr nach der Ankunft der DDR-Flüchtlinge aus der Prager Botschaft mit Sonderzügen am Ahrweiler Bahnhof, wurde am 2. und 3. Oktober 1990 auf dem Marktplatz rund um Sankt Laurentius die Deutsche Einheit gefeiert.

"Dieses historische Ereignis wird im Kreis Ahrweiler zentral gefeiert", hatte der damalige Landrat Joachim Weiler als Parole ausgegeben. Kreis und Kommunen hatten dazu eingeladen. Ausgesucht für den Festgottesdienst hatten sie sich Sankt Laurentius, die Kirche, wo nur neun Jahre später das Requiem für den im Alter von 52 Jahren verstorbenen Kreischef gehalten wurde.

Gekommen zur Feier war neben etlichen DDR-Übersiedlern, so nannte man die Flüchtlinge offiziell, auch Noch-DDR-Prominenz. "Gedanken zur Deutschen Einheit" umschrieb DDR-Kommunalminister Manfred Preiß seine Ausführungen auf dem Marktplatz. Er war an diesem Tag übrigens zum dritten Mal in Ahrweiler.

"Mit dem Mauerfall haben wir noch keine deutsche Gemeinschaft. Die muss zusammenwachsen, da muss der eine für den anderen da sein", lautete sein Ausblick in eine gesamtdeutsche Zukunft. Manfred Preiß, der sich zu diesem Zeitpunkt noch genau drei Stunden als Minister fühlen durfte, beendete seine mit viel Applaus bedachte Rede mit dem aufmunternden Schlusssatz: "Mögen die Feuerwerke dieser Nacht über die Grenzen hinweg sichtbar sein. Alle sollten sich mit uns freuen."

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Sichtbares Zeichen des Mauerfalls ist übrigens ein Stück Berliner Mauer auf dem Landrat-Joachim-Weiler-Platz am Ahrweiler Bahnhof. Dieses hatten die Flüchtlinge aus der Prager Botschaft dem Kreis Ahrweiler als "Dank für die Aufnahme in Freiheit" geschenkt.

Zurück zum Marktplatz. Unter den Feiernden waren neben DDR-Olympiasiegerin Kornelia Ender (in München und Montreal holte sie insgesamt vier Gold- und vier Silbermedaillen) Landrätin Regina Porschel aus Artern in Thüringen und ihr Kreistagspräsident, Manfred Burghardt. Sie alle fieberten der "Stichsekunde" entgegen. Punkt null Uhr wurde die Einheit mit Nationalhymne und Feuerwerk begrüßt.

Ein Ereignis, über das natürlich auch im General-Anzeiger berichtet wurde. Und eine große Delegation des Ahrweiler Kreistages nahm ein Exemplar am Morgen des 3. Oktober mit in den künftige Partnerkreis Artern. Vor dem Kreistag sprach Burghardt vom "glücklichsten Tag in der Geschichte des deutschen Volkes".

Seine Wünsche für die gemeinsame Zukunft fasste er so zusammen, dass die ehemalige DDR-Bevölkerung "lernen müsse, selbst zu gehen, wo wir in der Ex-DDR nur am Gängelband laufen durften, geführt und verführt, unter perfekter Bewachung geleitet".

Seine mahnenden Worte galten dem Zusammenleben der Völker, zu der auch Landrat Weiler vor einer "Nabelschau der Deutschen" warnte. Manfred Burghardt: "Der Zug in Richtung Deutsche Einheit fährt weiter nach Europa".

Der Zug ist längst gefahren. Was bleibt ist die Erinnerung an einen aufregenden Herbst 1989 und eine anrührende Feier rund um die Laurentiuskirche.

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