Kommentar zu Sahra Wagenknechts linker Sammlungsbewegung Spiel mit dem Feuer

Meinung · Mit ihrer Sammlungsbewegung wandelt Sahra Wagenknecht auf dem Weg der Spaltung. Dabei bedient sie sich auch des Populismus. Kein guter Weg, findet GA-Redakteur Holger Möhle.

 „Wir sind eine überparteiliche Bewegung und wollen keine Partei gründen“: Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht.

„Wir sind eine überparteiliche Bewegung und wollen keine Partei gründen“: Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht.

Foto: dpa

Der Machtkampf in der Partei Die Linke geht weiter. Sahra Wagenknecht startet – mit Rückendeckung von Oskar Lafontaine – ihre linke Sammlungsbewegung und weiß dabei genau, dass sie damit die Einheit ihrer eigenen Partei angreift. Noch beim Bundesparteitag im Juni in Leipzig hatten die Parteichefs Katja Kipping und Bernd Riexinger sowie die Bundestagsfraktionschefs Dietmar Bartsch und Wagenknecht sich einen Friedensversuch versprochen – mit einer gemeinsamen Klausurtagung.

Doch jetzt ruft Wagenknecht zum „#aufstehen – Die Sammlungsbewegung“ auf. Die Frage dabei ist: Aufstehen wofür? Wagenknecht sucht Mitstreiter auf ihrem Weg des chronischen Separatismus. Spaltung ist dabei Programm. In einem ersten und in einem zweiten Anlauf hat sie es nicht geschafft, Kipping und Riexinger, der beim Parteitag 2012 in Göttingen noch mit Unterstützung von Lafontaine Parteichef geworden war, das Amt madigzumachen. Kipping und Riexinger haben sich gehalten.

Aber jetzt will Wagenknecht die Unzufriedenen auf der linken Seite des politischen Spektrums sammeln. Das könnte – siehe den Zuspruch für die rechte Alternative für Deutschland – brandgefährlich für die Volksparteien werden, die immer mehr schrumpfen. Vielleicht wird aus dieser Sammlungsbewegung eines Tages noch eine neue Partei. Wer weiß schon, welche Dynamik daraus noch entsteht? Und dann könnte Wagenknecht endlich zur Parteichefin avancieren.

Populismus ist kein guter Weg

Wagenknecht spielt mit dem Feuer. Sie weiß, welche Stimmung sie anfacht, wenn sie vor den Grenzen der Migration in den deutschen Arbeitsmarkt warnt. Sie weiß auch, wen sie mit solchen Parolen anspricht, weil vor allem die Linke, aber auch die SPD, einen Teil ihrer klassischen Klientel, Arbeiter und Arbeitslose, an die rechte AfD verloren hat. Wagenknecht spielt dazu ihre Musik: rechte Töne von links neu aufgelegt. Sie will sich für die Ärmeren und Abstiegsgefährdeten in die Bresche werfen und mischt dazu rechte Klänge.

Wagenknecht gibt vor, mit der Sammlungsbewegung das linke Spektrum stärker und breiter aufstellen zu wollen. Doch Populismus – in diesem Fall von links – ist kein guter Weg, um eine Rechtsentwicklung zu stoppen. Das Friedensprojekt Europa steht derzeit gleich in mehreren EU-Staaten zur Disposition, deren Regierungen einen Rückfall in den Nationalstaat als den vielversprechenderen Weg sehen.

Im Zweifel schafft es Wagenknecht noch, mit ihrer Sammlungsbewegung weitere Reflexe zugunsten der AfD auszulösen. Paradox, aber doch möglich. Dass sie zugleich SPD und Grüne schwächt, nimmt die Linke-Fraktionschefin dabei als Nebeneffekt gerne mit. Und weiter geht ihr Egotrip. Nur: Wie wäre es mal wieder mit Loyalität zur eigenen Partei? Am besten wäre: Wagenknecht würde sich besinnen und sich selbst gründlich sammeln.

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