Proteste am Dienstag Verdi ruft bundesweit zum Streik in Kitas und Schulen auf

Düsseldorf · Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ruft für Dienstag, 8. März, bundesweit zum Streik in Sozial- und Erziehungsberufen auf. Das wird in NRW viele kommunale Kitas treffen. Eltern schwanken zwischen Daumendrücken und Verzweiflung.

 Kinder-Rucksäcke hängen in einer Kita.

Kinder-Rucksäcke hängen in einer Kita.

Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert mehr Geld für die Beschäftigten in Sozial- und Erziehungsberufen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und „ein Ende der belastenden Arbeitsbedingungen“ – so steht es im Streikaufruf.

„Die letzten Vorbereitungen in den Bezirken in NRW laufen für den ersten Streiktag am 8. März 2022 zur Tarifrunde der kommunalen Beschäftigten der Kitas, der sozialen Dienste, der Behindertenhilfe und der Ganztagsschulen“, teilt Verdi mit. Neben Demos und Kundgebungen in verschiedenen Städten seien Aktionen und Diskussionsveranstaltungen geplant. So wollen Streikende in Münster einen roten Teppich ausroll en und Merkmale ihres Berufsfeldes ins Licht rücken, in Dortmund ist ein stiller Protest vorgesehen.

Es gibt Zustimmung auch von denen, die den Streik auffangen müssen: den Familien. „Was wir absolut unterstützen können ist, abgesehen von den Entgeltforderungen, die Forderung nach einer Entlastung und Attraktivierung des Berufsfeldes“, sagte Daniela Heimann vom Landeselternbeirat der Kitas in NRW unserer Redaktion. Mehr Personal, mehr freigestellte Zeit für Leitungsaufgaben oder notwendige Dokumentation: „Das käme uns eins zu eins zugute. Die Betreuung wird besser und es gibt weniger Ausfälle. Im Moment fehlt wirklich in jeder Einrichtung mindestens eine Kraft.“

Deshalb gebe es Solidarität in der Elternschaft. Aber daneben stünden natürlich auch wütende Reaktionen über das, was den Familien zugemutet wird. „Es gibt alleine durch die Omikron-Variante schon irrsinnig viele Betreuungsausfälle“, sagt Heimann. „Wir sind schon sehr gebeutelt, das merkt man vielen Eltern auch an.“

Der familienpolitische Sprecher der SPD, Dennis Maelzer, betrachtet die Verdi-Forderungen im Lichte von Problemen, die er auch auf die Politik zukommen sieht. „Wenn es nicht gelingt, den Beruf attraktiv zu halten, werden wir auf massive Probleme bei der Erfüllung des Rechtsanspruchs in Kita und Ganztag stoßen“, blickt er voraus. 

Auch die von Verdi angestoßene Frage der Geschlechtergerechtigkeit greift er auf. Die Gewerkschaft hat sich nicht grundlos den Weltfrauentag als Datum für ihren Streik ausgesucht. Noch immer seien Berufe, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten, weniger anerkannt und schlechter bezahlt als Berufe, in denen hauptsächlich Männer arbeiten.

„Dass die weiblich dominierten Erziehungsberufe in der Wertschätzung noch immer den vermeintlichen Männerberufen hinter hinken, muss sich ändern. Dazu gehören auch Aufstiegsmögl ichkeiten im System und die gezielte Anwerbung von Männern, zum Wohle der Kinder und zur stärkeren Anerkennung des Berufsfelds“, so Maelzer.

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