Tausende demonstrieren in Bonn für Kohle-Ausstieg

Bonn · Eine deutliche Botschaft an die bevorstehende Weltklimakonferenz: Tausende Demonstranten in Bonn fordern eine radikale Energie-Wende. Ihre Kritik richtet sich nicht nur gegen US-Präsident Trump, sondern ebenso gegen Bundeskanzlerin Merkel.

 Demonstranten fordern die Umsetzung des Weltklimaabkommens.

Demonstranten fordern die Umsetzung des Weltklimaabkommens.

Foto: Roland Weihrauch

Zwei Tage vor Beginn der Weltklimakonferenz haben in Bonn mehrere tausend Menschen für den Kohle-Ausstieg und eine umfassende Energiewende demonstriert. Sie schwenkten Transparente mit Aufschriften wie "Klimakiller=Menschenkiller=RWE" oder "Trump: Climate Genocide" (Trump: Klima Genozid). "Ihr von der Kohle-Lobby, zieht euch warm an - wir lassen nicht mehr locker!", rief eine Rednerin am Samstag in der Bonner Innenstadt.

Mehr als 100 Umweltschutz- und Bürgerrechtsorganisationen hatten zu der Kundgebung aufgerufen. Die Veranstalter sprachen von 25 000 Teilnehmern. Etwa 1000 Radfahrer stießen von Köln aus zu der Kundgebung. Nach Angaben der Polizei verliefen die Aktionen ohne Zwischenfälle.

Zu den Blickfängern des Demonstrationszuges gehörte eine große Erdkugel von Greenpeace, auf der Kohlekraftwerke eine dunkelgraue Wolke mit dem Gesicht von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ausstießen. Darunter stand die Forderung: "Raus aus der Kohle, Frau Merkel!"

Viel Aufmerksamkeit erregte auch eine Nachbildung der amerikanischen Freiheitsstatue mit rauchender Fackel und der Forderung nach "Freedom to pollute" (Freiheit zum Verschmutzen).

Bei der am Montag beginnenden Weltklimakonferenz in Bonn geht es darum, die Beschlüsse des Pariser Klimaabkommens von 2015 konkret umzusetzen. Zudem hoffen viele Länder auf ein klares Signal gegen die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, aus dem Abkommen auszusteigen.

Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid sagte, der Klimaschutz sei die "erste Bewährungsprobe" der künftigen Bundesregierung. "Die ganze Welt schaut auf Bonn und sieht, dass ausgerechnet der Gastgeber der Klimakonferenz dabei ist, sein eigenes Ziel meilenweit zu verfehlen", kritisierte Smid. "Diese Blamage können sich weder Deutschland noch der Klimaschutz leisten."

Kritik an Kanzlerin Merkel kam auch von dem Oxfam-Experten Jan Kowalzig. "Ausgerechnet zur Bonner Weltklimakonferenz muss die Bundesregierung kleinlaut ihr klimapolitisches Versagen einräumen", sagte er. Das Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren, werde "krachend verfehlt".

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