Kommentar zum Zugunglück von Bad Aibling Tragischer Fehler

Meinung | Bonn · Eine schreckliche Erkenntnis, die die Betroffenen wohl ihr Leben lang nicht mehr loslassen wird, meint der Kommentator.

 Rettungskräfte arbeiten an der Unfallstelle in Bad Aibling.

Rettungskräfte arbeiten an der Unfallstelle in Bad Aibling.

Foto: AFP

Menschliches Versagen also: Der Fehler eines Bahn-Mitarbeiters hat nach Darstellung der Staatsanwaltschaft Traunstein zum Zugunglück von Bad Aibling geführt. Eine schreckliche Erkenntnis, die die Betroffenen wohl ihr Leben lang nicht mehr loslassen wird: nicht die Angehörigen der Todesopfer, nicht die schwer Verletzten und auch nicht den beschuldigten Fahrdienstleiter, der ein „Sondersignal“ gegeben haben soll, das er nicht hätte geben dürfen. Und der offenbar noch versuchte, den Zusammenstoß der Züge zu verhindern.

Welchen Trost kann es nach einem so furchtbaren Geschehen geben? Es könnte die Verzweiflung so vieler ja wenigstens lindern, wenn aus dem Unglück Lehren zu ziehen wären. So wie nach der Katastrophe von Eschede, als die fehlerhafte Konstruktion von ICE-Rädern bemerkt wurde, oder nach dem Unfall von Hordorf 2011, als man auch Nebenlinien mit jener Sicherungstechnik ausrüstete, die es auf der Strecke bei Bad Aibling ja gab. Durch sein „Sondersignal“ hat der Fahrdienstleister sie überspielt.

Nur: Die Möglichkeit zu einem solchen Eingriff muss es auch künftig geben. Anders lassen sich Störungen nicht bewältigen. Wir alle müssen uns darauf verlassen, dass Eisenbahner die Regeln einhalten, und sie tun es auch – bei über 40 000 Zugfahrten am Tag. Auch bei Busfahrern, Piloten, Ärzten, Polizisten kann ein Fehler katastrophale Folgen haben. Trotzdem müssen wir uns ihnen anvertrauen, um unseren Alltag gestalten zu können – so wie wir uns auch selbst etwa am Steuer eines Autos vertrauen müssen.

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