Umfrage zur katholischen Kirche Deutliche Mehrheit lehnt Kündigungen wegen sexueller Orientierung ab

Exklusiv | Bonn · Noch immer sind Homosexualität oder Transgeschlecht für Angestellte der katholischen Kirche ein Kündigungsgrund. Fast acht von zehn Deutschen halten diese Regelung für nicht mehr zeitgemäß.

 Eien deutliche Mehrheit schließt sich den Forderungen der Initiative #OutInChurch nach einer Reform des kirchlichen Arbeitsrechts an.

Eien deutliche Mehrheit schließt sich den Forderungen der Initiative #OutInChurch nach einer Reform des kirchlichen Arbeitsrechts an.

Foto: dpa/Oliver Berg

Es war eine beispiellose Aktion, mit der 125 Angestellte der katholischen Kirche vor wenigen Tagen deutschlandweit für Aufmerksamkeit gesorgt haben: Mit der Initiative #OutInChurch haben sie sich öffentlich als queer geoutet und eine Reform des kirchlichen Arbeitsrechts gefordert. Angestellte der katholischen Kirche verpflichten sich über ihren Arbeitsvertrag „die Grundsätze der katholischen Glaubens- und Sittenlehre“ zu befolgen. Wer homosexuell ist, in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt, sich als trans- oder intersexuell identifiziert, begeht demnach einen Loyalitätsverstoß und kann gekündigt werden.

Ist das noch zeitgemäß? „Nein“ sagt eine deutliche Mehrheit der Deutschen (79 Prozent). Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion. Fast drei von vier Befragten (72 Prozetn) beantworten die Frage sogar mit „Nein, auf keinen Fall“. Nur eine Minderheit (13 Prozent) spricht sich dafür aus, dass Homosexualität oder Transgeschlechtlichkeit in der katholischen Kirche weiterhin ein Kündigungsgrund sein sollten. Der Rest (8 Prozent) ist unentschieden.

Katholische Kirche: Deutliche Mehrheit lehnt Kündigungen wegen sexueller Orientierung ab

Mit Blick auf die Wahlabsicht der Befragten zeigen sich deutliche Differenzen zwischen den unterschiedlichen Parteien. Bis auf Wähler der AfD lehnen Anhänger aller Parteien die bestehende Regelung mehrheitlich ab. Am deutlichsten fällt der Widerspruch unter Wählern der Grünen sowie der SPD aus: Rund neun von zehn Befragten sind der Meinung, dass sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität in der katholischen Kirche keinen Kündigungsgrund mehr darstellen sollten. Unter AfD-Wählern hingegen befürwortet mehr als ein Drittel der Befragten das bestehende kirchliche Arbeitsrecht.

Zudem zeichnet sich ein leichtes Stadt-Land-Gefälle ab: Menschen, die in dicht besiedelten Gebieten leben, sprechen sich eher dagegen aus, dass Homosexualität oder Transgeschlechtlichkeit für Angestellte der katholischen Kirche ein Kündigungsgrund sein sollten, als Menschen, die in weniger dicht bevölkerten Gebieten leben.

Das Meinungsforschungsinstitut Civey zählt für seine repräsentativen Umfragen nur die Stimmen registrierter und verifizierter Internetnutzer, die Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angegeben haben. Die Stimmen werden nach einem wissenschaftlichen Verfahren gemäß der Zusammensetzung der deutschen Bevölkerung gewichtet. Für die Frage wurden im Zeitraum vom 25.1.22 bis 28.1.22 die Antworten von 5019 Teilnehmern berücksichtigt. Der statistische Fehler liegt bei 2,5 Prozentpunkten.

Wir wollen wissen, was Sie denken: Der General-Anzeiger arbeitet dazu mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Wie die repräsentativen Umfragen funktionieren und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

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