Weniger Schmutzkampagnen gegen Gegner Große Mehrheit der Deutschen wünscht sich mehr Inhalte im Wahlkampf

Exklusiv | Bonn · Mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland geben in einer Umfrage an, dass es im Bundestagswahlkampf zu wenig um Inhalte geht, sondern mehr darum, andere in ein schlechtes Licht zu rücken. Besonders enttäuscht zeigen sich die Wähler einer Partei.

 Eine deutliche Mehrheit der Deutschen ist der Meinung, dass es im Bundestagswahlkampf zu wenig um Inhalte geht und zu viel darum, andere in ein schlechtes Licht zu rücken. Zuletzt hat eine Plakat-Kampagne gegen die Grünen in mehreren deutschen Großstädten für Aufsehen gesorgt

Eine deutliche Mehrheit der Deutschen ist der Meinung, dass es im Bundestagswahlkampf zu wenig um Inhalte geht und zu viel darum, andere in ein schlechtes Licht zu rücken. Zuletzt hat eine Plakat-Kampagne gegen die Grünen in mehreren deutschen Großstädten für Aufsehen gesorgt

Foto: dpa/Oliver Berg

Eine große Mehrheit der Deutschen wünscht sich mehr Inhalte im Bundestagswahlkampf - und weniger Schmutzkampagnen gegen gegnerische Kandidaten oder Parteien. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion.

80,1 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass im Wahlkampf zu sehr versucht wird, Kandidaten der gegnerischen Parteien in ein schlechtes Licht zu rücken, statt Inhalte zu präsentieren. Mehr als jeder Zweite (55,7 Prozent) beantwortet die Frage sogar mit „Ja, auf jeden Fall“. Nur 10,3 Prozent der Befragten sind gegenteiliger Meinung, der Rest (9,6 Prozent) ist in der Frage unentschieden.

Andere in schlechtes Licht rücken statt Inhalte präsentieren? Deutsche zeigen sich größtenteils einig

Ganz unabhängig von ihren Wahlpräferenzen sind sich die Deutschen in der Frage größtenteils einig: Unter Anhängern aller Parteien spricht sich eine deutliche Mehrheit für eine stärkere Fokussierung auf Inhalte im Bundestagswahlkampf aus. Am deutlichsten sichtbar wird dies noch bei Wählerinnen und Wähler der Grünen.

In den vergangenen Monaten sorgten mehrere Ereignisse für Negativ-Schlagzeilen: Kurz nach ihrer Wahl zur Spitzenkandidatin waren Plagiatsvorwürfe gegen Grünen-Chefin Annalena Baerbock erhoben worden, zudem standen Änderungen in ihrem Lebenslauf in der Kritik. Kurze Zeit später musste sich auch Armin Laschet, Spitzenkandidat der Union, dafür rechtfertigen, in seinem Buch „Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance“ aus dem Jahr 2009 abgeschrieben zu haben. Wenig später wurde Laschet für Scherze im Gebiet der Flutkatastrophe kritisiert.

Vor einigen Tagen machte die SPD Schlagzeilen mit einem Video, in dem CDU-Politiker als Matrjoschkapuppen dargestellt und Armin Laschets Staatskanzleichef Nathanael Liminski verunglimpft wurden. Zuletzt hatte eine Plakat-Kampagne gegen die Grünen in zahlreichen deutschen Großstädten für Aufsehen gesorgt: Auf den ersten Blick wirkten die Plakate wie Wahlwerbung der Grünen, waren jedoch mit Schlagworten wie „Wohlstandsvernichtung“, „Klimasozialismus“ oder „Ökoterror“ versehen. Hinter der Kampagne steht eine Hamburger Firma, deren Gesellschafter, ein ehemaliges CSU-Mitglied, in vergangenen Wahlkämpfen Plakate und Broschüren produziert hatte, die zur Wahl der AfD aufriefen.

Das Meinungsforschungsinstitut Civey zählt für seine repräsentativen Umfragen nur die Stimmen registrierter und verifizierter Internetnutzer, die Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angegeben haben. Die Stimmen werden nach einem wissenschaftlichen Verfahren gemäß der Zusammensetzung der nordrhein-westfälischen Bevölkerung gewichtet. Für die Frage wurden im Zeitraum vom 11.8.21 bis 13.8.21 die Antworten von 5008Teilnehmern berücksichtigt. Der statistische Fehler liegt bei 2,5 Prozentpunkten.

Wir wollen wissen, was Sie denken: Der General-Anzeiger arbeitet dazu mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Wie die repräsentativen Umfragen funktionieren und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

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