Udo Beckmann im GA-Interview zum Lehrer-Streik VBE-Chef: "Betriebsrenten sind nicht verhandelbar"

Ab dem heutigen Dienstag wollen Tausende angestellte Lehrer in NRW mit einem Warnstreik für mehr Geld und gegen angedrohte Kürzungen bei den Betriebsrenten kämpfen. Die Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) steht dabei abseits. Mit VBE-Chef Udo Beckmann sprach Wilfried Goebels.

 Ab morgen sind auch im Raum Bonn und Köln Warnstreiks der angestellten Lehrer angesagt. FOTO: DPA

Ab morgen sind auch im Raum Bonn und Köln Warnstreiks der angestellten Lehrer angesagt. FOTO: DPA

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Die Bildungsgewerkschaft GEW und der Philologenverband haben wegen der vorerst gescheiterten Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst zu Warnstreiks aufgerufen. Warum beteiligt sich der VBE nicht an den Streiks?

Udo Beckmann: Wir verfolgen eine andere Strategie und wollen zentral mit Verdi und anderen Gewerkschaften die Kräfte auf der Großdemo am 12. März in Düsseldorf bündeln. Wenn aber eine Schule bestreikt wird, können sich die 3000 im VBE organisierten tarifgebundenen Lehrer daran beteiligen.

Die Arbeitgeber wollen Gehaltszuwächse teilweise über Kürzungen der Betriebsrenten finanzieren. Ist das tragbar?

Beckmann: Eine Kürzung der Betriebsrenten ist nicht verhandelbar. Die Berufung der Arbeitgeber auf die angespannte Haushaltslage ist kein Argument. Zusatzversorgung und Entgeltleistungen dürfen nicht verrechnet werden. Die 33 000 angestellten Lehrer in NRW erhalten zudem bis zu 500 Euro Gehalt weniger als beamtete Lehrer. Jeder fünfte Lehrer in NRW ist nicht verbeamtet, angestellte Lehrer müssen endlich höher eingruppiert werden.

Der Landeselternverein beklagt den hohen Unterrichtsausfall in NRW. Durch Warnstreiks und Großdemo fällt zusätzlich Unterricht aus. Können Sie das verantworten?

Beckmann: Nach dieser Logik dürften angestellte Lehrer nie streiken. Wir fordern 5,5 Prozent mehr Lohn bei einjähriger Laufzeit und werden dafür hart kämpfen. Wenn alle Lehrer Beamte wären, gäbe es keine Streiks.

Wie bewerten Sie die Studie des Schulministeriums, wonach nur 1,7 Prozent des Unterrichts an den NRW-Schulen ausfallen?

Beckmann: Die Ergebnisse sind geschönt. Jede Unterrichtsstunde, die nicht gegeben wurde, bedeutet Unterrichtsausfall. Wenn die Ministerin eigenverantwortliches Arbeiten ohne Lehrer und Ersatzunterricht in einem anderen Fach ebenso ausklammert wie Ausfallstunden für Schulfeste, Klassenfahrten, Fortbildungen und Schülerpraktika, hilft das den Schülern wenig. Zählt man alles zusammen, fällt fast jede sechste Stunde aus.

Zur Person

Udo Beckmann ist seit 2010 Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). Mit etwa 140 000 Mitbliedern ist der VBE laut Wikipedia die größte Fachgewerkschaft innerhalb des Deutschen Beamtenbundes. Beckmann, Jahrgang 1957, studierte Lehramt an Grund- und Hauptschulen in den Fächern Physik, Mathematik und Biologie. Seit 1996 ist er Landesvorsitzender in NRW, 1998 wurde er stellvertretender Bundesvorsitzender.

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