Kitas und Verwaltungen dicht Verdi legt Nahverkehr in vielen Städten lahm

Berlin · Ab Sonntag wird wieder verhandelt - vorher wird noch einmal kräftig gestreikt. Zu spüren bekommen es Pendler, aber auch Eltern von Kita-Kindern, denn rund 45.000 Beschäftigte legen die Arbeit nieder.

Frank Bsirske, Vorsitzender der Gewerkschaft Verdi, spricht bei einer Kundgebung.

Frank Bsirske, Vorsitzender der Gewerkschaft Verdi, spricht bei einer Kundgebung.

Foto: Axel Heimken

Gegen Ende einer Woche massiver Warnstreiks haben die Gewerkschaften den Nahverkehr unter anderem in Stuttgart und Hannover teils lahmgelegt. Am dritten Warnstreiktag in Folge blieben zudem in vielen Städten Kitas und Stadtverwaltungen geschlossen.

Mancherorts arbeiteten Müllentsorger und Stadtreiniger nicht. Auch in Krankenhäusern gab es Einschränkungen des Betriebs. Bundesweit legten nach Angaben der Gewerkschaft Verdi mehr als 45.000 Beschäftigte des Bundes und der Kommunen ihre Arbeit nieder. Die kommunalen Arbeitgeber erwartet einen Durchbruch bei den Tarifverhandlungen Anfang kommende Woche in Potsdam.

Verdi und der Beamtenbund dbb, der auch Angestellte vertritt, fordert sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 200 Euro mehr im Monat und 100 Euro mehr für Auszubildende. Die Arbeitgeber lehnen das ab, insbesondere den Mindestbetrag.

Die voraussichtlich abschließende Verhandlungsrunde startet an diesem Sonntag in Potsdam, dann erstmals auch mit Innenminister Horst Seehofer (CSU) als Verhandlungsführer des Bundes. Die Runde soll voraussichtlich am Montag, Dienstag oder Mittwoch enden.

Der Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Thomas Böhle, zeigte sich zuversichtlich. "Ich denke wir werden Anfang der Woche abschließen", sagte Böhle dem Berliner Radiosender 105'5 Spreeradio. "Wir sind dafür, dass die Beschäftigten vernünftige Einkommenssteigerungen erhalten, aber nur dort, wo es aus kommunaler Sicht auch Sinn macht."

Böhle verwies darauf, dass der öffentliche Dienst in den unteren Einkommensgruppen bereits mehr bezahle als die private Konkurrenz. Die jüngsten Warnstreiks kritisierte Böhle als "völlig überflüssig und unverhältnismäßig". Man sei in guten Gesprächen mit Verdi.

Verdi-Chef Frank Bsirske rief die Arbeitgeber auf, die Jobs im öffentlichen Dienst attraktiver zu gestalten. Bsirske verlangte bei einer Kundgebung in Hannover vor allem, eine Perspektive für junge Fachkräfte zu schaffen. "Es sind goldene Zeiten für die deutsche Wirtschaft. Aber an dieser Festtagstimmung sollen alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer teilhaben. Auch die Kolleginnen und Kollegen im öffentlichen Dienst."

In Stuttgart griffen verschiedene Redner die Arbeitgeber und die Bundesregierung an. Warnstreiks gab es nach Angaben von Verdi am Donnerstag in elf Bundesländern. Am Freitag sind unter anderem Demonstrationen und Ausstände in Leipzig und Dresden geplant.

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