Jojo-Strategie gegen das Coronavirus Warum sich Pandemie und Superwahljahr nicht vertragen

Analyse | Bonn · Auf dem Schachbrett der Pandemiebekämpfung: Corona hatte mit dem Superwahljahr einen unerwarteten Verbündeten. Das Buhlen um die Wählergunst begünstigt die Ausbreitung des Virus. Doch jetzt schlägt die Wirklichkeit zurück – und Forscher verlieren zunehmend die Geduld.

  Die Sars-VoV-2-Seuche offenbart    das Dilemma eines demokratischen Staats: Er kann absolute Freiheit und absoluten Gesundheitsschutz nicht gleichzeitig garantieren.

Die Sars-VoV-2-Seuche offenbart das Dilemma eines demokratischen Staats: Er kann absolute Freiheit und absoluten Gesundheitsschutz nicht gleichzeitig garantieren.

Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentral/Martin Schutt

Der lange Arm der Pandemie hat das Land weiter im Griff – trotz aller gegenteiligen Vorhersagen. Aktuell reitet die britische Mutante B.1.1.7 die dritte Welle. Es soll die letzte sein. Diesmal wirklich. Die Bürger sind unterdessen pandemie- und lockdownmüde, Familien mit Kindern leiden psychisch besonders. Restaurantbesitzer, Einzelhändler und Hoteliers und viele andere reklamieren wiederum den wirtschaftlichen Notstand. Erst- und Zweitsemester kennen das sozialkontaktintensive Studentenleben nur vom Hörensagen. Viele Gruppen und Branchen, viele subjektiv besonders Betroffene. Alle fordern – immer ungeduldiger – das Ende der belastenden Zustände. Gelegentlich entsteht der Eindruck, dass es mehr ums „Meinwohl“ als ums Gemeinwohl geht. Es überrascht nicht, dass in einer erschöpften Gesellschaft die Zustimmungsquoten für jene, die das Land durch die Seuche lotsen soll(t)en, sinken.