927 Munitionsteile wurden 2014 entschärft Zigtausende Bomben im Boden von NRW

Düsseldorf · 70 Jahre nach dem Ende des 2.Weltkriegs liegen immer noch zigtausende gefährliche Sprengkörper unentdeckt in Nordrhein-Westfalen im Boden. Bundesweit, so schätzen Experten, rosten sogar noch 100.000 Blindgänger in der Erde vor sich hin.

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst in Nordrhein-Westfalen hat nach aktuellen Zahlen im vergangenen Jahr immerhin insgesamt 927 Bomben entschärft - davon 264 mit mehr als 50 Kilogramm Gewicht. Aus Sicht von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) bleibt die Beseitigung der Kriegsfolgen allerdings auch in Zukunft "eine Mammutaufgabe".

Im Zweiten Weltkrieg wurden insgesamt 1,3 Millionen Tonnen Sprengstoff über Deutschland abgeworfen, davon ging etwa die Hälfte auf die Industrieregion von Nordrhein-Westfalen nieder. Fachleute im NRW-Innenministerium schätzen, dass zwischen fünf und 15 Prozent der Bomben Blindgänger waren: Sie explodierten nicht und gruben sich beim Aufprall in die Erde. Gut 50 Kampfmittelräumer sind derzeit damit beschäftigt, die lebensbedrohenden Spätfolgen des Zweiten Weltkriegs zu beseitigen.

Im Vorfeld von Bauarbeiten oder bei Verdachtsmomenten werden dazu Luftbilder ausgewertet, um Bomben zu finden. 2014 gab es in NRW allein 20 350 Anfragen von Bauherren an die Kampfmittelbeseitigungsdienste in Arnsberg und Düsseldorf. In 1947 Fällen wurden Granaten, Bomben oder andere Sprengmittel darüber hinaus zufällig entdeckt. Vor Ort wurden 522 Kampfmittel gesprengt, weil sich die Zünder im kritischen Zustand befanden. Die Beseitigung der Bomben ist teuer: 2014 zahlte Nordrhein-Westfalen 35 Millionen Euro für die Beseitigung der Kampfmittel.

Nach Angaben der Kampfmittelräumer sind Sprengkörper auch nach Jahrzehnten im Boden immer noch hoch wirksam. Thermische und mechanische Belastungen können schnell zur Detonation führen.

Eine besonders aufwändige Maßnahme gab es am 29.April 2014 in Duisburg-Bruckhausen. In einer Kleingartenanlage war bei der Prüfung eines Blindgängerverdachtpunkts in mehr als vier Meter Tiefe eine britische Fünf-Zentner-Bombe mit chemisch-mechanischem Langzeitzünder entdeckt worden. Die Bombe musste unverzüglich gesprengt werden. 2000 Menschen wurden kurzfristig evakuiert, die Autobahn 42 gesperrt.

"Auch Munitionsteile, die harmlos erscheinen, sind lebensgefährlich", warnte Innenminister Jäger. "Bei verdächtigen Gegenständen muss das Ordnungsamt oder die Polizei sofort informiert werden." Inzwischen werden die meisten Blindgänger bei der systematischen Suche des Kampfmittelräumdienstes entdeckt. 2014 erkannten die Bomben-Entschärfer auf den Luftbildern in 120 Fällen Weltkriegsbomben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort