Umfrage Deutliche Mehrheit der Deutschen fordert Abschaffung des Zölibats

Exklusiv | Bonn · Fast 84 Prozent der Deutschen sprechen sich in einer Umfrage dafür aus, den Zölibat in der katholischen Kirche abzuschaffen. Gleichzeitig wächst die Anzahl derjenigen, die der Institution Kirche kritisch gegenüberstehen.

 Die Anzahl derjenigen, die der Institution Kirche negativ gegenüber eingestellt sind, ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen.

Die Anzahl derjenigen, die der Institution Kirche negativ gegenüber eingestellt sind, ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen.

Foto: dpa/Jochen Lübke

Eine deutliche Mehrheit der Deutschen fordert, den Zölibat in der katholischen Kirche abzuschaffen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion. So sind 83,8 Prozent der Befragten der Meinung, dass katholische Geistliche nicht dazu gezwungen sein sollten, sexuell enthaltsam zu leben. Nur eine Minderheit von 5,8 Prozent der Deutschen plädiert für eine Beibehaltung des Zölibats. Der Rest (10,4 Prozent) ist in der Frage unentschieden.

Der Zölibat ist nur einer von mehreren Kritikpunkten, die in den vergangenen Jahren in den Medien thematisiert und in Verbindung mit einer steigenden Anzahl an Kirchenaustritten gebracht wurden. Durch Korruptionsskandale, das Bekanntwerden zahlreicher vertuschter Missbrauchsfälle und deren oftmals als mangelhaft empfundene Aufarbeitung sowie die Rolle der Frau innerhalb der Institution haben vor allem der katholischen Kirche viel öffentliche Kritik eingebracht.

Immer mehr Menschen stehen der Kirche kritisch gegenüber

Wie eine weitere repräsentative Civey-Umfrage zeigt, wächst die Zahl derjenigen, die angeben, der Kirche negativ gegenüberzustehen. Lag deren Anteil im Mai 2017 noch bei 45,1 Prozent, ist er mittlerweile auf 59,4 Prozent angestiegen. Im selben Zeitraum hat sich der Anteil derjenigen, die eine positive Haltung der Kirche gegenüber pflegen, von 37,4 Prozent auf 24,7 Prozent verringert.

Spannend in dieser Entwicklung: Unter Protestanten hat sich die Einstellung gegenüber der Institution Kirche innerhalb der vergangenen vier Jahre nur marginal verändert. Im Mai 2017 gaben 53,5 Prozent der Befragten an, der Kirche positiv gegenüberzustehen. 26,2 Prozent beantworteten die Frage mit „negativ“. Aktuell bewerten 48,8 Prozent der befragten Protestanten die Kirche als positiv, 29,1 Prozent als negativ. Der Rest ist in der Frage unentschieden.

Unter Katholiken hat sich das Bild der Kirche im selben Zeitraum deutlich stärker verschlechtert. Bewerteten 2017 noch 54,0 Prozent der Befragten die Kirche als positiv und nur 25,6 Prozent als negativ, geben aktuell noch 39,2 Prozent an, ein positives Bild der Kirche zu haben. Der Anteil derjenigen, die der Kirche gegenüber negativ eingestellt sind, ist auf 41,7 Prozent gestiegen.

Das Meinungsforschungsinstitut Civey zählt für seine repräsentativen Umfragen nur die Stimmen registrierter und verifizierter Internetnutzer, die Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angegeben haben. Die Stimmen werden nach einem wissenschaftlichen Verfahren gemäß der Zusammensetzung der deutschen Bevölkerung gewichtet. Für die erste Frage wurden vom 19.3.2021 bis zum 17.06.2021 die Antworten von 3047 Teilnehmern berücksichtigt. Der statistische Fehler liegt bei 2,9 Prozent.Für die zweite Frage wurden vom 31.5.2017 bis zum 17.06.2021 die Antworten von 3099 Teilnehmern berücksichtigt. Der statistische Fehler liegt bei 2,5 Prozent, in den Unterkategorien kann er höher sein.

Wir wollen wissen, was Sie denken: Der General-Anzeiger arbeitet dazu mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Wie die repräsentativen Umfragen funktionieren und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

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