Deutsche Islamkonferenz Zusammenstehen in schwierigen Zeiten

Nach dem tödlichen Terroranschlag in Paris senden deutsche Politik und Islamverbände ein "Zeichen des Miteinanders".

 Familienministerin Manuela Schwesig (rechts) im Gespräch mit Nurhan Soykan vom Zentralrat der Muslime (Mitte) und Erika Theißen, Geschäftsführerin des Fortbildungszentrums muslimischer Frauen in Köln.

Familienministerin Manuela Schwesig (rechts) im Gespräch mit Nurhan Soykan vom Zentralrat der Muslime (Mitte) und Erika Theißen, Geschäftsführerin des Fortbildungszentrums muslimischer Frauen in Köln.

Foto: dpa

Dann doch alle gemeinsam. Sie haben kurz beraten und dann beschlossen: Wohlfahrt und Sicherheit gehören an Tagen wie diesen zusammen. Eigentlich hatten die Akteure der Deutschen Islamkonferenz zum Auftakt des neuen Jahres eine Fachtagung verabredet: über die Wohlfahrtspflege. Also zu Fragen wie: Sollen in der stetig alternden Gesellschaft Männer von Männern gepflegt werden und Frauen von Frauen, was vor allem Muslime umtreibt? Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) ist den Muslimen regelrecht dankbar, dass sie die "kultursensible Pflege" ansprechen, denn so "kriegt man mal die Männer in die Pflege". Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) neben Schwesig muss zumindest an dieser Stelle schmunzeln, obwohl die Lage insgesamt ernst ist, bei weiter abstrakter Bedrohung für Deutschland.

Doch nach dem Terroranschlag vergangene Woche in Paris ist den Beteiligten klar, dass ein "Zeichen des Miteinanders" her soll. Und so erklärt der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, Erol Pürlü: "Wir erleben schwierige Zeiten. Und in diesen schwierigen Zeiten müssen wir zusammenstehen." Dies gelte für alle Bürger, egal welcher Religion oder Herkunft. Pürlü sagt: "Der Anschlag von Paris ist ein Anschlag auf unsere demokratischen Werte. Er ist auch ein Anschlag auf unsere muslimischen Werte." Und: "Terror hat eben keine Religion." Man werde "nicht zulassen", dass "Brücken des Dialogs zerstört" würden und dass Extremisten "die Religion des Islam missbrauchen für ihre perfiden Zwecke".

Innenminister de Maizière stellt nochmals klar, dass die Berufung auf den Islam für terroristische Ziele "unakzeptabel" sei. Man wolle verhindern, dass in Moscheen auf deutschem Boden "Hass gepredigt" werde und in salafistischen Kreisen junge Menschen radikalisiert würden. De Maizière nennt das Beispiel eines jungen Islamisten, der noch bis vor wenigen Wochen in einem Fußballverein spielte, ehe er über Nacht in den Heiligen Krieg zog. Und der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) erzählt von einem 15 Jahre alten Mädchen aus seinem Bundesland, das in ein Terrorausbildungscamp nach Syrien gereist ist. Lewentz gesteht: "So etwas nimmt einen mit." Auch als Vater.

De Maizière will eine "Sicherheitskooperation" mit den Islamverbänden in Deutschland, aber nicht unter dem Dach der Islamkonferenz. Die Islamverbände sind dazu bereit, wollen aber auch Schutz für sich selbst. Sprecher Pürlü: "Es hat in den vergangenen Monaten immer wieder Angriffe auf Moscheen gegeben."

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