Zentralkomitee der deutschen Katholiken wählt einen neuen Präsidenten Zwei Kandidaten für das Spitzenamt

Bonn · Die Fußstapfen von Alois Glück (75), seit 2009 Präsident des in Bonn beheimateten Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), sind groß. Glück gilt weit über die Grenzen des höchsten katholischen Laiengremiums als "Glücksfall".

 Kandidaten für die Glück-Nachfolge: Maria Flachsbarth und Thomas Sternberg.

Kandidaten für die Glück-Nachfolge: Maria Flachsbarth und Thomas Sternberg.

Foto: dpa

Und vermissen werden den ehemaligen Präsidenten des Bayerischen Landtages und profilierten CSU-Politiker nicht nur die katholischen Laien, sondern auch die 65 katholischen Bischöfe, für die er ein gefragter Gesprächspartner war. Doch auf der Herbstvollversammlung am 20. und 21. November in Bonn wird er altersbedingt nicht mehr kandidieren. Würde er seinen Entschluss rückgängig machen und noch einmal antreten, ihm wäre ein 100-prozentiges Wahlergebnis sicher.

Lange hat der Hauptausschuss des ZdK Ausschau nach einem geeigneten Nachfolger gesucht. Am liebsten hätten die katholischen Laien ihre amtierende Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel (CDU) nominiert.

Doch die Bundestagsabgeordnete winkte standhaft ab, weil sie ihre Hauptaufgabe in ihrem Mandat sieht. Nun hat sich der Hauptausschuss auf zwei Kandidaten geeinigt, die im ZdK alte Bekannte sind und denen das Schicksal des 2009 favorisierten Kandidaten Heinz-Wilhelm Brockmann erspart bleiben dürfte, der unter den Bischöfen die notwendige Zweidrittelmehrheit der Bestätigung verfehlte. Damals wurde Alois Glück "mit großem Nachdruck" um die Kandidatur gebeten. Ein Glücksfall, wie erwähnt.

Und wer soll nun in die großen Fußstapfen von Alois Glück treten? Der Hauptausschuss hat die Tierärztin Maria Flachsbarth (52) und den Akademiedirektor Thomas Sternberg (63) nominiert. Beide stammen aus dem Westfälischen und gehören seit langem der ZdK-Vollversammlung an. Die promovierte Tierärztin Flachsbarth gehört seit 2002 der CDU-Bundestagsfraktion an und ist Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium. Außerdem ist sie Präsidentin des einflussreichen Katholischen Deutschen Frauenbundes.

Thomas Sternberg erlernte ursprünglich im elterlichen Betrieb das Bäckerhandwerk, gelangte über den Zweiten Bildungsweg zum Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Theologie. Er ist seit 2001 Honorarprofessor an der Uni Münster. Der Akademiedirektor im Kirchendienst gehört seit 2005 auch der CDU-Fraktion des NRW-Landtages an.

Auf die künftige Präsidentin oder den künftigen Präsidenten des ZdK warten große Aufgaben, beispielsweise die Leitung des 100. Deutschen Katholikentages im kommenden Jahr in Leipzig. Aber sie oder er muss vor allem das Drängen der katholischen Laien nach grundlegenden kirchlichen Reformen aufnehmen - nach offizieller Anerkennung der Schwangerschaftsberatung donum vitae, die weiter Beratungsscheine zum Abbruch der Schwangerschaft ausstellt, nach einer Weihe von Frauen zur Diakonin (Vizepräsidentin Lücking-Michel: "Ein weibliches Diakonat light ist mit uns nicht zu machen"), nach Zulassung geschiedener Wiederverheirateter zur Kommunion oder nach mehr Ökumene. Um nur diese innerkirchlichen Probleme zu nennen.

Außerdem wird die neue oder der neue Präsident dafür sorgen müssen, dass die zum Teil sehr wichtigen gesellschaftlichen Stellungnahmen des ZdK sowohl in der katholischen Kirche als auch in der Gesellschaft noch mehr Beachtung finden. Auch die politische Öffnung der ZdK-Vollversammlung muss weitergehen. Obwohl längst Sozialdemokraten, Liberale oder Grüne keine Exoten mehr in der Vollversammlung sind, ist das Präsidentenamt seit der Nachkriegszeit fest in den Händen der CDU/CSU.

Das wird vorerst so bleiben, gleichgültig ob Maria Flachsbarth oder Thomas Sternberg gewählt wird - obwohl prominente Sozialdemokraten in der Vollversammlung durchaus präsidiabel wären. Etwa der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse oder die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Karin Kortmann.

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