Kriminalität in NRW Zweifel an der NRW-Polizeistatistik

Düsseldorf · Ein Ex-Kripo-Kommissar berichtete über Bilanztricks bei Aufklärungsquoten der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Nun hat sich der Bund Deutscher Kriminalbeamter zu den Vorwürfen geäußert.

 An der Aussagekraft der Kriminalitätsstatistik werden Zweifel laut.

An der Aussagekraft der Kriminalitätsstatistik werden Zweifel laut.

Foto: dpa

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) reagiert auf die Vorwürfe des Kriminologen Frank Kawelovski, der im Innenausschuss des Landtags von Manipulationen der Polizei an der Einbruchstatistik gesprochen hatte. Von einer systematischen Fälschung der Statistik könne zwar nicht die Rede sein, sagte BDK-Landeschef Sebastian Fiedler dieser Zeitung. Aber es gebe eine „grundsätzliche Tendenz in verschiedenen Deliktbereichen, die eigenen Zahlen positiv darzustellen“.

Fiedler zweifelt stark an der Aussagekraft der heutigen Kriminalstatistik. Sie erlaube nur den Blick auf einen kleinen Teil der Kriminalität. „Die Polizeiliche Kriminalstatistik wird absolut überbewertet. Sie bildet nur einen kleinen Teil der Kriminalität und der Polizeiarbeit ab. Die meisten Todesfallermittlungen, die Vermisstenfälle und die Ermittlungen im Finanz- und Wirtschaftsbereich tauchen hier gar nicht auf.“ Das „Dunkelfeld“ bei der Kriminalität sei riesig, sagte Fiedler. Damit gemeint sind Straftaten, die gar nicht erkannt oder nicht angezeigt werden. „Über alle Deliktbereiche hinweg dürfte die Kriminalität bis zu 15-mal über den offiziellen Angaben in den Statistiken liegen.“

Experten zufolge entstehe durch Wirtschaftskriminalität in Deutschland ein Schaden von geschätzt 100 Milliarden Euro im Jahr. „In der Statistik wird dieser Schaden mir vier Milliarden Euro angegeben“, so Fiedler. Das lasse erahnen, wie weit Angaben zu Straftaten und ihrer Aufklärung von der Wirklichkeit entfernt seien.

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