Joachim Herrmann im Porträt Zwischen Laptop und Panzerwagen

BERLIN · Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann gewinnt in Zeiten von Terror und Anschlägen an Statur - und empfiehlt sich für höhere Aufgaben.

 ARCHIV - Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern (CSU), ist am 27.08.2015 bei einer Talksendung im Berlin zu Gast. Foto: Karlheinz Schindler/dpa (zu dpa "Anwalt darf Bayerns Innenminister „Inzuchtsprodukt“ nennen" vom 28.07.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++

ARCHIV - Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern (CSU), ist am 27.08.2015 bei einer Talksendung im Berlin zu Gast. Foto: Karlheinz Schindler/dpa (zu dpa "Anwalt darf Bayerns Innenminister „Inzuchtsprodukt“ nennen" vom 28.07.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Foto: dpa

Bayern, CSU und Sicherheit. Das ist ein Dreiklang, der die Welt von Joachim Herrmann prägt. Doch diese Welt ist seit den Anschlägen von Würzburg und Ansbach sowie dem Amoklauf von München aus den Fugen geraten. Als bayerischer Innenminister ist der Mittelfranke seit Wochen im Dauereinsatz und steht dabei unter besonderer Beobachtung. Schlafmangel ist in diesen Tagen für Herrmann eine Art Normalzustand. Seine „persönliche Befindlichkeit“ sei derzeit nicht entscheidend, sagt er pflichtbewusst.

Dass eine CSU-Alleinregierung nach der hart erkämpften Rückkehr zur absoluten Mehrheit 2013 womöglich nicht in der Lage sein könnte, die Menschen im Freistaat zu schützen, wäre für einen bayerischen Innenminister ein Offenbarungseid. Und so war es kein Wunder, dass Herrmann bei der Klausur des bayerischen Kabinetts in der vergangenen Woche am Tegernsee, die rekordverdächtige fünf Tage dauerte, ein Konzept „Sicherheit durch Stärke“ auflegte. Härtere Gangart gegen straffällige Flüchtlinge, die künftig schneller abgeschoben werden sollen, zur Not auch in Krisengebiete. Auch die Einreise nach Deutschland will Herrmann erschweren: „Wer ohne jedes Ausweispapier in unser Land kommt, der muss erst einmal aufgehalten werden.“ Außerdem will der Innenminister die bayerische Polizei zwischen 2017 und 2020 um bis zu 2 000 Kräfte aufstocken und deren Ausrüstung erheblich verbessern.

„Alles, was notwendig ist, wird finanziert“, hatte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer noch gesagt. Volljurist Herrmann, der 1977 in die CSU eingetreten ist und Mitglied im Bundesvorstand der Jungen Union war, steht unter Erfolgsdruck. Erstens gehört die Innere Sicherheit zum absoluten Markenkern der CSU. Und zweitens weiß man nie, welchen Kandidaten der Wettstreit um die Nachfolge von CSU-Chef und Ministerpräsident Seehofer womöglich noch ganz nach vorn bringt. Seehofer will seinen Finanzminister Markus Söder mit allen Mitteln verhindern. Herrmann gilt neben dem Chef der bayerischen Staatskanzlei, Marcel Huber, und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner als möglicher Kompromisskandidat.

Als ehemaliger CSU-Fraktionsvorsitzender dürfte er auch im Landtag eine stabile Machtbasis haben, auch wenn er weder großen Unterhaltungswert hat und erst recht keinen Glamourfaktor bietet. Herrmann gilt als Mensch der Fakten, der die Aufgabe hat, den Freistaat so gut wie möglich vor weiteren Terroranschlägen zu schützen. Er sagt: „Wir brauchen in Deutschland ⋌mehr Bürgerschutz.“

Laptop, Lederhose und nun auch Panzerwagen von Polizei und eventuell auch der Bundeswehr, falls diese bei einer terroristischen Großlage gerufen wird – auch dafür soll Herrmann als bayerischer Innenminister stehen. Denn das Sicherheitsgefühl vieler Menschen im Freistaat ist seit den jüngsten Taten von Würzburg, München und Ansbach stark beeinträchtigt. Und die CSU wird alles tun, auch dem Druck der Straße gegen die Konkurrenz der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland standzuhalten. Herrmanns Job. Nun gut, dass er einmal den Schlagersänger Roberto Blanco als „wunderbaren Neger“ bezeichnet hat, gilt als Ausrutscher. Doch zumindest in der CSU hat ihm das niemand übel genommen. Parteifreunde schätzen die Kontinuität an Herrmanns Arbeit. Und wer weiß, wohin die Kugel im Kandidatenroulette um Seehofers Nachfolge noch rollt. Zum Schluss sucht sich die CSU eben keinen Macher wie Söder, sondern einen Pflichtmensch wie Herrmann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort