Warnstreik in Bonn und der Region Die Demonstranten in Köln halten sich "für die Guten"

KÖLN · Der Unmut der Streikenden entlädt sich am frühen Mittag kontrolliert auf dem Kölner Heumarkt. Sie pfeifen, sie musizieren, sie rufen ihre Parolen. Damit niemand auch nur im Ansatz sein Gewissen plagt, weil er nicht bei der Arbeit ist, haben die Gewerkschaftler auf der Bühne ein großes Transparent gespannt, darauf steht: "Wir sind die Guten".

Etwa 10.000 Menschen sind nach Köln gekommen und in einem beachtlichen Demonstrationszug über die Deutzer Brücke in die Altstadt gezogen. Manche verlegen ihren Streik in den Biergarten, doch die meisten Arbeitskämpfer stehen vor der Bühne und hören, was Christa Nottebaum, Verdi-Geschäftsführerin in Köln, zu sagen hat.

"Gute Arbeit, gute Leute, gutes Geld", ruft sie ins Mikrofon und hat damit das Wesentliche auch schon gesagt. Und dann schicken die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes einen akustischen Gruß rüber in den Spanischen Bau des Rathauses, wo die kommunalen Arbeitgeber tagen. Ihr Vorsitzender ist Jürgen Roters, der ja auch Oberbürgermeister von Köln ist. Die kommunalen Arbeitgeber in Nordrhein-Westfalen lehnten die Forderung nach einer Sockel-Lohnerhöhung von 100 Euro für alle Beschäftigten erneut ab.

"Wir wollen keinen Tarifabschluss, der uns Sparzwänge auferlegt, sodass wir Personal einsparen müssen und damit öffentliche Arbeitsplätze gefährden", sagte Roters. Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, kritisierte die Warnstreikwelle. "Die Warnstreiks sind vor dem Hintergrund der Annäherung zwischen den Tarifparteien ein überflüssiges Ritual", sagte Landsberg. Die Kommunen wüssten, dass ihre Beschäftigten Anspruch auf eine angemessene Lohnerhöhung hätten.

Die Gewerkschaften fordern, dass die Einkommen der bundesweit 2,1 Millionen Angestellten von Kommunen und Bund um einen Betrag von 100 Euro und dann zusätzlich um weitere 3,5 Prozent steigen. Die Arbeitgeber errechnen daraus Lohnerhöhungen von durchschnittlich 7,1 Prozent. Ein überzogener Tarifabschluss würde die Kommunen in NRW besonders treffen, weil ihre Finanzlage im Vergleich zu anderen Bundesländern deutlich schlechter sei.

24.000 Streikende aus dem öffentlichen Dienst haben gestern nach Angaben der Gewerkschaft Verdi vor allem in Dortmund für Lohnerhöhungen demonstriert. Verdi-Bundesvorstand Achim Meerkamp unterstrich auch dort die bisherigen Forderungen. Er kritisierte die Arbeitgeber: Thomas Böhle, Präsident der Vereinigung kommunaler Arbeitgeber, habe mit Privatisierung gedroht. "Wir lassen uns aber nicht unter Druck setzen", sagte Meerkamp.

Für die dritte Tarifrunde am Montag und Dienstag kündigte er an, die Gewerkschaft werde nicht jedes Ergebnis unterschreiben. Zu der Kundgebung in Dortmund - der größten in Nordrhein-Westfalen - reisten Beschäftigte aus der ganzen Region an.

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