Die Rede des US-Präsidenten: Gutes Timing

US-Präsident Barack Obama war das Glück bei seiner dritten "Rede zur Lage der Nation" so hold wie lange nicht. Ausgerechnet als der Amtsinhaber unmissverständlich den Kampf gegen die Ungleichbehandlung von Reich und Arm zu seinem zentralen Wiederwahlkampf-Thema erklärte, muss ein republikanischer Möchtegern-Herausforderer blank ziehen.

Mitt Romneys zuvor durch Zwang veröffentlichtes Eingeständnis, als Multi-Millionär einen Steuersatz auf sein Vermögen zu bezahlen, der obszön weit unter dem liegt, was ein hart arbeitender Normalverdiener zu entrichten hat, macht die Konfliktlinien mit Blick auf den Wahltag am 6. November klar und deutlich. Dort jene (Republikaner), die den amerikanischen Traum von gleichen Start- und Aufstiegschancen für alle zuschanden geritten haben und verblendet bis trotzig auf Selbstheilung setzen.

Hier die anderen (Demokraten), die den"american dream" mit einem staatlichen flankierten Wiederaufbauprozess reparieren wollen. So viel präsidiales Kontrastprogramm war selten. Aber die Vereinigten Staaten waren auch noch nie so uneinig.

Die beiden großen Parteien kämpfen seit Monaten im Kongress einen an Politik- und Arbeitsverweigerung heranreichenden Stellungskrieg, über den außerhalb Washingtons nur mit Abscheu der Kopf geschüttelt wird. Obama hat lange versucht, die Nation getreu seinem Versprechen von 2008 zu einen.

Er ist, neben eigenen Fehlern, immer wieder an der demagogisch aufgeladenen Betonfraktion innerhalb der Republikaner gescheitert. Die Haltung, fest an das Gute zu glauben, hat Obama nun abgelegt.

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