US-Präsident in London Donald Trump gibt sich versöhnlich

London · US-Präsident Trump zeigt sich am Dienstag in London äußerst milde und lobt Noch-Premierministerin Theresa May. Und auch die Proteste waren nicht so stark wie erwartet.

 Der Besuch von Donald Trump wurde in London von Protesten begleitet.

Der Besuch von Donald Trump wurde in London von Protesten begleitet.

Foto: AFP

Es herrschte spürbare Erleichterung in der Downing Street, als der Dienstag dem Ende entgegenging. Keine diplomatischen Eklats, keine Spitzen von Seiten des US-Präsidenten, keine Demütigungen gegenüber Premierministerin Theresa May – der zweite Tag während des Staatsbesuchs von Donald Trump im Königreich verlief nach Plan.

Während am Montag Glanz und Gloria vor royaler Kulisse mit Queen Elizabeth II. und anderen Mitgliedern der Königsfamilie im Vordergrund standen, rückte nun das Geschäftliche in den Fokus. Und der Gast aus den USA, der immer wieder scharfe Kritik am Brexit-Kurs von May sowie ihrer Verhandlungsstrategie geäußert hatte und stattdessen innerparteiliche Kontrahenten hochlobte, präsentierte sich während der gemeinsamen Pressekonferenz für seine Verhältnisse äußerst milde.

Überraschend kam etwa, wie er die scheidende Regierungschefin, deren mit Brüssel vereinbarter Austrittsdeal drei Mal im Parlament gescheitert war, pries. „Sie ist wahrscheinlich eine bessere Verhandlungsführerin als ich“, sagte Trump und die Anwesenden in der ehrwürdigen Empfangshalle des Außenministeriums hoben erstaunt die Augenbrauen. „Sie verdienen viel Anerkennung“, richtete er sich an May. Sie lächelte ein wenig gequält.

Trump greift zu Superlativen

Werden die beiden Politiker in diesem Leben doch noch beste Freunde? Wohl eher nicht, doch Mays Tage in der Downing Street sind ohnehin gezählt. Am Freitag tritt sie offiziell als Parteivorsitzende zurück. Derweil hat der Kampf um die Führung der Konservativen längst begonnen und es darf davon ausgegangen werden, dass sich Trump in der Rolle des Königsmachers gefällt.

Mehrmals schon stellte er sich hinter den Ex-Außenminister und Brexit-Befürworter Boris Johnson, den aussichtsreichen Kandidaten für den Posten des Premiers. Auch den aktuellen Chefdiplomaten Jeremy Hunt möge er, verkündete Trump. Mit seinen Sympathiebekundungen sorgt er bereits seit Tagen für einige Irritationen im Königreich. Diplomatisch geht anders.

Während May am Dienstag die „kostbare und tiefgreifende Freundschaft“ hervorhob, griff der US-Präsident zu gewohnten Superlativen. Es handele sich um „das bedeutendste Bündnis, das die Welt je gesehen hat“, sagte er über die „special relationship“, die besondere Beziehung der beiden Länder. Und stellte dann ein „phänomenales Freihandelsabkommen“ in Aussicht. Die Briten hoffen auf einen raschen Deal mit den USA nach dem Austritt aus der EU, der zurzeit bis spätestens zum 31. Oktober geplant ist. „Es gibt ein riesiges Potenzial“, so Trump. Alles werde auf den Tisch kommen, auch Großbritanniens Nationaler Gesundheitsdienst (NHS). Das dürfte dann doch einigen Briten übel aufstoßen. Beim NHS handelt es sich um die heilige Kuh auf der Insel.

Insgesamt aber werden die Offiziellen diese Staatsvisite als Erfolg verbuchen. Selbst die Zahl der Demonstranten fiel deutlich geringer aus als erwartet. Einige Tausend zogen ab dem Vormittag im Londoner Grau durch die Straßen des Regierungsviertels. Fantasievoll ließen sie etwa vor dem Westminster-Palast einen sechs Meter großen Ballon in Form eines Trump-Babys mit blonder Haartolle, Handy in der Hand und Ärger im orangefarbenen Gesicht in die Luft steigen.

Vom unweit entfernten Trafalgar Square zog ein knapp fünf Meter hoher Donald-Trump-Roboter los, dargestellt mit roter „Make America Great Again“-Mütze, heruntergelassener Hose und auf einer Goldtoilette sitzend. Am Straßenrand verkauften zwei Demonstranten „in einer Schmierkampagne“, wie sie es nannten, Donald-Trump-Klopapier. „Nein zu Rassismus, nein zu Trump“, forderten einige auf Postern. „Wir sind Britisch, wir sind höflich, aber hau ab (bitte)“, stand auf einem anderen Plakat.

Millionen Briten hatten sich bereits im vergangenen Jahr in einer Petition gegen den Besuch des US-Präsidenten ausgesprochen. Sie kritisieren unter anderem Trumps Migrations- und Außenpolitik, seine sexistischen und rassistischen Äußerungen. Der Oppositionschef der Labour-Partei, Jeremy Corbyn, der am Montagabend das Staatsbankett aus Protest boykottierte, trat als Redner auf. Gestern jedoch verriet der US-Präsident, dass Corbyn um ein Treffen gebeten hatte, das von Trump wiederum abgelehnt wurde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort