Fast ein Staatsbesuch Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christen zu Gast in der Metropolitankirche

BONN · Eine Motorradeskorte der Polizei und Sicherheitsbeamte dezent im Hintergrund gaben dem Pastoralbesuch des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Seiner Allheiligkeit Bartholomaios I., den Hauch eines Bonner Staatsbesuches.

 Doxologie (Lobpreisung Gottes) mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel in der Metropolitankirche Agia Trias in Beuel.

Doxologie (Lobpreisung Gottes) mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel in der Metropolitankirche Agia Trias in Beuel.

Foto: EPD

Das eintägige Programm für das 74-jährige Ehrenoberhaupt der 300 Millionen orthodoxen Christen in aller Welt begann mit einer Doxologie, einem festlichen Dankgottesdienst, in der Beueler Metropolitankirche Agia Trias (Heilige Dreifaltigkeit), in der der Patriarch die Arbeit der seit fünf Jahrzehnten bestehenden Metropolie und die des Metropoliten Augoustinos würdigte.

Der Besuch in Beuel war auch der eigentliche Anlass für den einwöchigen Deutschlandbesuch des Patriarchen, der in Süddeutschland begonnen hatte und am heutigen Mittwoch in Berlin fortgesetzt wird. Dort ist er unter anderem Gast von Bundespräsident Joachim Gauck, Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch wird er vom Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, empfangen.

Gestern Mittag war der Ökumenische Patriarch Gast der Deutschen Bischofskonferenz. Begrüßt wurde er von Bischof Gerhard Feige, dem katholischen Ökumenebischof. Nach einem Gottesdienst in der Kapelle der Bischofskonferenz wurde zum Mittagessen in das Gästehaus der Bischofskonferenz gebeten. Gewünscht hatte sich Bartholomaios I., der sich seit langem intensiv für die Bewahrung der Schöpfung einsetzt, was ihm den Beinamen "Grüner Patriarch" einbrachte, "regionales Essen". Aufgetischt wurde eine Möhren-Orangen-Suppe, Spargel aus dem Vorgebirge mit Beilagen sowie als Dessert eine Vanillecreme mit heimischen Erdbeeren. Später kommentierte er das Essen auf Deutsch mit den Worten: "Es war sehr gut."

Nach einem Gespräch mit Journalisten ging es nach Bad Godesberg zum Empfang für knapp 600 geladene Gäste, darunter Joachim Kardinal Meisner, Präses Manfred Rekowski und Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch. Am Abend flog der Ökumenische Patriarch von Köln/Bonn nach Berlin.

Immer wieder würdigte er die Unterstützung der katholischen und evangelischen Kirche sowie des Staates beim Aufbau der deutschen Metropolie mit heute 450 000 griechisch-orthodoxen Christen und Kirchen in allen Teilen Deutschlands. Diese Hilfe werde man nie vergessen. Heute handele es sich um eine "blühende kirchliche Diözese", die innerhalb der Orthodoxie eine besondere Stellung einnehme. Zugleich forderte er " den Klerus und das Volk" auf, auf dem eingeschlagenen Weg zu bleiben: "Es gibt keine liebendere Mutter als die Kirche."

Vor den Journalisten setzte sich der Ökumenische Patriarch für die Aufnahme der Türkei in die Europäische Union ein. Er wisse um die Vorbehalte, die es gebe, aber für die Türkei und die EU sei dies die beste Lösung für die Zukunft.

Auf die Feststellung von Bischof Feige angesprochen, nach der die katholische und orthodoxe Kirche Geschwister seien, wollte er sich auf ein Datum für die Einheit der seit 1051 gespaltenen Ost- und Westkirche nicht festlegen. Das sei das Werk des Heiligen Geistes. Doch seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil habe sich viel zum Positiven geändert: "Man spürt, dass Gott seine Hand im Spiel hatte." Zugleich hätten alle Bischöfe, Priester und Gläubige für die Einheit zu arbeiten.

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