Kommentar zur Freilassung Peter Steudtners Ein Anfang

Meinung | Istanbul · Die Freilassung des Menschenrechtlers Steudtner ist ein erfreuliches Ereignis, aber noch kein Signal für eine Entspannung des deutsch-türkischen Verhältnisses, kommentiert Rena Lehmann.

 Menschenrechtler Peter Steudtner nach seiner Freilassung aus dem Silivri-Gefängnis.

Menschenrechtler Peter Steudtner nach seiner Freilassung aus dem Silivri-Gefängnis.

Foto: dpa

Wer Steudtner auf den ersten Fernsehbildern gesehen hat, konnte erkennen, dass er seine baldige Entlassung nicht für wahrscheinlich gehalten hat.

Dass ausgerechnet Altkanzler Gerhard Schröder im persönlichen Gespräch mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan vermitteln konnte, deutet aber nicht darauf hin, dass von einem grundsätzlichen Neustart der deutsch-türkischen Beziehungen die Rede sein kann. Es ist vielmehr ein Lehrstück in Diplomatie.

Schröder hat einen besonderen Draht zu den Autokraten dieser Welt. Putin bezeichnete er einst als „lupenreinen Demokraten“, der SPD grätschte er zuletzt in den Bundestagswahlkampf, weil er sich als Aufsichtsratschef der halb staatseigenen russischen Ölfirma Rosneft verpflichten lässt. Offenbar genießt er auch das besondere Vertrauen des türkischen Präsidenten. Beide kennen sich aus Zeiten, als Schröder Kanzler war und die Beziehungen zwischen beiden Ländern freundlicher waren als heute.

Es kommt also auch auf höchster Staatsebene darauf an, dass man „miteinander kann“. Wenn es Schröder gelingt, etwas für die in türkischen Gefängnissen darbenden Deutschen zu tun, ist das in jedem einzelnen Fall gut. Aber erst wenn auch die Journalisten Mesale Tolu und Deniz Yücel ein rechtsstaatliches Verfahren erhalten, wäre die Voraussetzung dafür geschaffen, dass der offizielle Gesprächsfaden zwischen den Regierungen wieder aufgenommen werden kann.

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