Schröder und Putin Ein Herz und eine Seele

Vor Wochen erst, bei einem Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters in Paris, hatte Gerhard Schröder Beißhemmung. Nein, zu seinem Freund Wladimir Putin, zur Krim-Krise und zur fragilen Lage in der Ukraine könne er nichts sagen.

Ob er sich denn nicht eine Mittlerrolle vorstellen könne, wird der frühere Bundeskanzler gefragt. Schröder winkt ab: "Ich kann da als Einzelperson nichts ausrichten." Wie er sich in der Sache überhaupt nicht einmischen wolle. Aber bitte, doch, Ziel müsse "eine friedliche Lösung sein, die die territoriale Integrität der Ukraine wahrt und (...) zugleich auch die Rechte der russischen Minderheit in der Ukraine schützt".

Die Krise in der Ukraine hat sich mittlerweile weiter zugespitzt. Doch Schröder feiert bei einem Empfang der Nord Stream AG, die die Gaspipeline durch die Ostsee betreibt, mit seinem Freund Wladimir Putin in dessen Heimatstadt Sankt Petersburg - herzliche Umarmung inklusive.

Zu Ehren des 70. Geburtstages, den der Altkanzler im April beging. Die Bundesregierung wie auch Politiker der schwarz-roten Koalition reagierten reserviert bis konsterniert. In Regierungskreisen in Berlin hieß es gestern, Schröder sei "erkennbar aus der aktiven Politik ausgeschieden". Es habe "keinerlei Auftrag der Bundesregierung an den Altkanzler" gegeben.

Bei der Klausur der Fraktionsspitzen von Union und SPD auf dem Petersberg sagte CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt: "Ich bin befremdet über das Umarmungsbild. Es wäre Schröders Aufgabe gewesen, für eine Deeskalation der Lage zu sorgen."

SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann zeigte sich "sicher", dass Schröder bei der "privaten Begegnung" Putin klargemacht habe, dass er für die Freilassung der Geiseln sorgen müsse. Der SPD-Außenpolitiker Rolf Mützenich sagte, er "hoffe", dass der Altkanzler über "seine guten Kontakte" zu Putin die Bemühungen der Bundesregierung unterstütze. So viel Zuversicht mochte Unions-Fraktionschef Volker Kauder nicht aufbringen: Er könne Schröders Besuch bei Putin "nicht als hilfreich betrachten".

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