Saarlandwahl Eine Frage der Wirkung

BERLIN · Die Wahl am Sonntag fiel für die Sozialdemokraten nicht so aus, wie erhofft. Die CDU ist mit 40 Prozent der Stimmen weiterhin obenauf. Was die Saar-Wahl für Berlin bedeutet

Jetzt helfen auch keine Blumen. Erst recht, wenn, wie in diesem Moment, der Strauß noch gar nicht zur Hand ist. Martin Schulz spricht auf dem Podium im Willy-Brandt-Haus einfach so lange weiter, bis ihm die Blumen für Anke Rehlinger gereicht werden. „Wahlkämpfe sind Dauerläufe und keine Sprints“, sagt der SPD-Kanzlerkandidat, vor Wochenfrist noch mit maximalen 100 Prozent zum neuen SPD-Chef gekürt. Doch die Enttäuschung im Gesicht der Spitzenkandidatin der Saar-SPD können auch solche Vergleiche nicht lindern. Rehlinger hat gerade einen dieser Ausdauerläufe verloren und spricht bezeichnenderweise über einen Wahlkampf, in dem „die Partei viel gelaufen ist“. Knapp 30 Prozent seien aber „nicht ganz das Ergebnis, das wir uns gewünscht haben“. Kanzlerkandidat Schulz macht sich und der SPD Mut: „Wir haben einen richtig guten und langen Atem.“

Über die Möglichkeit von Rot-Rot im Saarland war zuletzt viel spekuliert worden, aber jetzt, da es für diese Konstellation deutlich nicht gereicht hat, beeilt sich Schulz, das Ergebnis in die richtige Richtung zu deuten. Weg von ihm, dem Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl, weg von der SPD, hin zu einem „Kollegen“, der im Saarland eine ganz besondere Rolle spiele. Schulz meint den früheren SPD-Chef und heutigen Linke-Fraktionschef im saarländischen Landtag, Oskar Lafontaine. Im Saarland herrsche eine „sehr spezifische Situation“, keinesfalls hochzurechnen auf die nächsten Wahlen in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen oder gar im Bund.

Auch die Grünen suchen an diesem Montag nach Gründen für ihre Niederlage. Im Saarland sind sie raus aus Landtag und Regierung. Jetzt wollen sie wieder mit ihrem Kernthema Umwelt punkten. Parteichef Cem Özdemir: „Ich rate uns dazu, dass man jetzt mit kühlem Kopf an den Themen festhält.“ Linke-Chef Bernd Riexinger wiederum ärgert sich, dass führende Grüne wie Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt stets erklärten, was mit der Linken alles nicht gehe.

Im Konrad-Adenauer-Haus frotzelt am Morgen nach der Saarland-Wahl CDU-Vize Volker Bouffier: „Erst hieß es, Herr Schulz könne übers Wasser gehen. Dann fiel er in die Saar.“ CDU-Chefin Angela Merkel genießt den Applaus in der CDU-Zentrale ebenso, wie ihr eine Erklärung von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer gefällt. Zum vielbeschriebenen Schulz-Effekt sagt Kramp-Karrenbauer: „Wenn der Schulz-Effekt bewirkt hat, uns auf 40 Prozent zu katapultieren, dann können wir damit sehr gut leben.“

Merkel will sich nach diesem Wahlerfolg für die CDU nicht festlegen: weder auf die Länge des bevorstehenden Wahlkampfes, weil „in gewisser Weise immer Wahlkampf“ sei, noch auf eine künftige Regierungskoalition. „Ich weigere mich jetzt, irgendwann im März, zu erklären, was im September möglich ist. Das lege ich in die Hand der Wählerinnen und Wähler.“

Gefragt zum Dämpfer für die SPD sagt die CDU-Vorsitzende, die Sozialdemokratie hadere „permanent“ mit ihrer eigenen Regierungsvergangenheit. Merkel spielte damit auf die Kritik an der Reformagenda 2010 des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder an, die Kanzlerkandidat Schulz teilweise zurückdrehen will. „Dieses Feststecken in der Vergangenheit ist nicht das, was die Menschen wollen.“ Merkel glaubt an ihre Möglichkeiten, auch wenn dies ein schwieriger Wahlkampf werde: „Die Union hat es in der Hand. Wir haben es in der Hand. Der gestrige Tag hat mich darin bestätigt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Frische Luft
Kommentar zur Lage nach der Saar-Wahl Frische Luft