Kinderpornografie-Skandal "Entsetzlichste Taten gegen sehr kleine Kinder"

WASHINGTON · Der Kinderpornografie-Skandal, in den der SPD-Innenexperte Sebastian Edathy verwickelt sein könnte, kam im vergangenen November im kanadischen Toronto ans Tageslicht.

Seine Erschütterungen sind noch heute bis weit in die USA spürbar. Von 386 minderjährigen Jungen, die nach drei Jahre langen Undercover-Ermittlungen gegen Brian May, Inhaber des Webdownload- und DVD-Vertriebs Azovfilms.com, befreit werden konnten, stammten 300 aus den Vereinigten Staaten.

Der 42-Jährige, der sich in Untersuchungshaft befindet und demnächst wegen über 20 Anklagepunkten vor Gericht verantworten muss, hatte die Knaben nach Angaben von Joanna Beaven-Desjardins, Leiterin der Einheit gegen Sexualverbrechen der Polizei von Toronto, von Helfershelfern in der Ukraine und Rumänien in eindeutig sexuellen Positionen filmen und fotografieren lassen und das Material weltweit gewinnbringend verkauft.

Marcus Roth, ein vorbestrafter und inzwischen auf freiem Fuß lebender Deutscher, hatte sich in Rumänien an der Herstellung der Kindersex-Filme beteiligt, so die Behörden. Beaven-Desjardins beschrieb die Aufnahmen als "einige der entsetzlichsten Taten gegen sehr kleine Kinder, die meine Beamten jemals gesehen haben". Einnahme-Volumen für May: vier Millionen Dollar.

May war 2011 festgenommen worden. Sein Kundennetz freizulegen, beanspruchte zweieinhalb Jahre. Bilanz: Knapp 400 Festnahmen in 90 Ländern. Darunter Ärzte, Krankenpfleger, Mitarbeiter aus der Kinder- und Jugendarbeit, Polizisten, Priester und Pflegeväter. Spuren führten auch nach Deutschland. May bewegte sich vorsichtig auf dem Parkett des Kinderporno-Vertriebs. Er blockte Ankäufe von getarnten Fahndern ab, dosierte seine Geschäfte pro Tag auf unter ein Dutzend. Als das Einsatzkommando der "Sex Crime Unit" seine Räume im Westen Torontos stürmte, wurden 300.000 Fotos und 500 Filme sichergestellt.