Festredner der 13. Petersberger Perspektiven Erwin Teufel spricht über deutsch-französische Beziehungen

Königswinter · 22 Jahre alt war Erwin Teufel, als er im September 1962 mit ein paar Freunden aus der Jungen Union im Kreis Rottweil zwei Transparente malte. Auf dem einen stand "Vive la France", auf dem anderen "Vive de Gaulle".

Damit ausgerüstet machten sich die jungen Leute auf den Weg nach Ludwigsburg, wo der französische Staatspräsident vor 10.000 Besuchern seine berühmte Rede an die deutsche Jugend hielt. Ihn habe damals besonders beeindruckt, dass de Gaulle - nicht einmal zwei Jahrzehnte nach Ende des Krieges - ausgerufen habe: "Sie sind Söhne und Töchter eines großen Volkes, ja eines großen Volkes", sagte Teufel gestern auf dem Petersberg.

Der frühere baden-württembergische Ministerpräsident war Festredner der 13. Petersberger Perspektiven, dem Symposium des Rhein-Sieg-Kreises, das sich aus Anlass der 50. Wiederkehr des Besuchs de Gaulles in Deutschland und des bevorstehenden Jubiläums 50 Jahre Elysée-Vertrag mit den deutsch-französischen Beziehungen beschäftigte.

Den Vertrag nannte Teufel "die Krönung der Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich nach jahrhundertelangem Streit". Und wie sieht es heute aus? Deutschland und Frankreich seien sich durch den Vertrag näher gekommen, meinte Teufel, aber noch mehr durch die Kontakte der Menschen zum Beispiel über die Städtepartnerschaften und den Schüleraustausch.

Rund 2500 Partnerschaften zwischen deutschen und französischen Kommunen gibt es derzeit, sagte Gereon Fritz, Präsident der Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften, und zehn Millionen junge Menschen seien über das deutsch-französische Jugendwerk in das jeweils andere Land gekommen. Jetzt gehe es darum, dass auch Schüler und Azubis in den Austausch einbezogen würden, die nicht Französisch sprechen. "Hier müssen die Hauptschulen, Handwerkskammern sowie Industrie- und Handelskammern tätig werden", betonte Fritz. Damit auch jene jungen Menschen miteinander in Kontakt kommen könnten.

Auch für Teufel ist die Sprachbarriere das größte Problem in den Beziehungen. Unter großen Schwierigkeiten habe er als Ministerpräsident durchgesetzt, dass die Schüler entlang der Grenze als erste Fremdsprache Französisch lernen konnten. "Das Problem dabei waren die Eltern, von denen viele unbedingt wollten, dass ihre Kinder zuerst Englisch lernen." Für Teufel, den Frankreich-Fan nicht erst seit der Rede von Ludwigsburg, nicht nachvollziehbar.

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