Auf Sparkurs Evangelische Kirche im Rheinland schnürt den Gürtel enger

HILDEN · Die Evangelische Kirche im Rheinland geht demonstrativ auf Sparkurs: Statt in einem teueren Tagungshotel kam die Synode (das Parlament) zu ihrer Sonderversammlung am Wochenende in der Turnhalle des evangelischen Schulzentrums Hilden zusammen. Auch Tagespauschalen gab es für die 200 Delegierten nicht.

Das Sparen war der eigentliche Zweck der außerordentlichen Zusammenkunft. Denn die finanzielle Lage der mit knapp 2,8 Millionen Mitgliedern zweitgrößten ist prekär, wie Oberkirchenrat Bernd Baucks erklärte, der für die Finanzen in der Düsseldorfer Kirchenleitung verantwortlich ist.

Vor allem durch den demografischen Wandel werden die Kirchensteuereinnahmen von über einer halben Milliarde Euro stark zurückgehen, da die Mitgliederzahl bis 2030 auf etwa zwei Millionen zurückgehen wird. Die Landeskirche finanziert sich durch eine 10,1-prozentige Umlage der Gemeinden, die im Rheinland die Kirchensteuer erhalten. Aber Letztere müssen weitere Umlagen etwa für Kirchenkreise und Pfarrerbesoldung schultern.

In den zurückliegenden Jahren hat die Landeskirche über ihre Verhältnisse gelebt, wie Präses Manfred Rekowski und Baucks freimütig einräumen. Das jährliche Defizit hat sie aus der Rücklage bestritten, die auf 34 Millionen Euro zusammengeschrumpft ist. Dazu kommen Deckungslücken bei der Versorgungssicherung der Pfarrer und Kirchenbeamten von 1,2 Milliarden Euro und 500 Millionen Euro bei den Beihilfeverpflichtungen.

Die Sondersynode hat mit überwältigender Mehrheit nun den Weg freigemacht für strukturelle Einsparungen des Landeskirchenamtes von 20 Millionen Euro bis 2018 (ursprünglich geplant waren acht Millionen Euro bis 2022). Das entspricht einer Einsparung von 35 Prozent. Um diese zu erreichen, reicht es nach Präses Rekowski nicht mehr aus, hier 5000 Euro und dort 5000 Euro zu sparen. "Alles steht auf dem Prüfstand", sagt der leitende Geistliche der rheinischen Kirche. Ab 2015 wird es dann mit dem Sparen wirklich ernst.

Zum Auftakt der eintägigen Sondersynode betonte Oberkirchenrat Christoph Pistorius in seiner Predigt, dass der eigentliche Reichtum der Kirche die Botschaft des Evangeliums sei. Später erinnerte Rekowski daran, dass die rheinische Kirche im Vergleich zu anderen europäischen Kirchen auch nach den Sparmaßnahmen eine reiche Kirche bleibe.

Da die bisherige Abteilungsleiterin II, Vizepräses Petra Bosse-Huber, als Auslandsbischöfin nach Hannover wechselt, soll ihre Stelle als Abteilungsleiterin einem Moratorium unterworfen werden. Man will erproben, ob diese Stelle eingespart werden kann. Unabhängig davon ist der Titel Vizepräses, da dieser eine zusätzliche Aufgabe darstellt.

Präses Rekowski bestritt, dass es in der Kirchenleitung bereits eine "geheime Streichliste" gebe. Mit konkreten Überlegungen und Vorschlägen werde man nach dem großen Ja der Synode zu dem vorgeschlagenen Sparkurs in Kürze beginnen. Es werde dabei "kein Tabu" geben.

Allerdings, so der Leitende Geistliche der Landeskirche, könne das Sparprogramm auch zu "neuen Innovationen" führen. Wie diese konkret aussehen könnten, darüber gebe es noch keine Vorstellungen. Aber man werde für sie offen sein. Ziel sei es, in Zukunft der Landessynode ausgeglichene Haushalte vorlegen zu können, die ohne immer neue Rückgriffe auf die Rücklagen auskommen würden.

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