Kommentar zu Mays Rücktritt Fehler über Fehler

Meinung · Auch wenn sich der Rücktritt von Theresa May seit Wochen abgezeichnet hat, ist es doch ein trauriges Ende dieser zweiten Premierministerin in der britischen Geschichte. May mangelte es an Mut, Transparenz und Kommunikation.

Knapp drei Jahre im Amt und doch kann Theresa May auf kein Vermächtnis zurückblicken: Der Brexit ist in der Schwebe, innenpolitisch herrscht Stillstand, die Bevölkerung präsentiert sich gespaltener denn je und Westminster geht im Chaos unter. Dafür muss man vor allem May, ihre Politik und vor allem ihren Stil verantwortlich machen.

Es hätte nicht so weit kommen dürfen. Auch wenn der EU-Austritt eine Herkulesaufgabe darstellt und die Herausforderungen historisch sind, hielt die Konservative alle Karten in der Hand. Sie hatte zu Beginn ihrer Amtszeit die Macht, den Brexit zu definieren und das Land in eine strategische Richtung zu führen, die dem Wohl des Königreichs dient. Leider erwies sich die von ihr erkorene Version als fatal und völlig falsch. Erst die von May über Monate mantrahaft vorgetragenen Phrasen wie „Kein Deal ist besser als ein schlechter“ ebneten den Weg für den von Ideologien getränkten Populismus, mit dem die Brexit-Hardliner seit Monaten die Menschen verführen.

Es war am Ende Theresa May selbst, die eine ungeordnete Scheidung ohne Austrittsabkommen überhaupt zu einer möglichen Option machte. Und ihren Job damit so viel härter. Ein Konsens wäre vielleicht noch möglich gewesen. Das hätte Mut erfordert, Ideen auch, zudem Transparenz und Kommunikation. Theresa May mangelte es an all diesen Dingen. Stattdessen verspielte sie jede Glaubwürdigkeit, indem sie sich vor Entscheidungen drückte, unaufhörlich Versprechen brach und überhaupt jeden Fehler machte, der zu machen war.

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