Zentralafrika Frankreich beginnt Kampfeinsatz im Krisenland

Bangui/Paris · Elf Monate nach der Militäroffensive in Mali eilt Paris wieder einer früheren Kolonie zur Hilfe. Auch die Bundeswehr hilft. In Paris suchen afrikanische Staatschefs nach neuen Wegen für mehr Frieden.

 Flüchtlinge aus dem zentralafrikanischen Kriegsgebieten in einem Auffanglager. Foto: Juan Carlos Tomasi / Medecins Sans Frontieres

Flüchtlinge aus dem zentralafrikanischen Kriegsgebieten in einem Auffanglager. Foto: Juan Carlos Tomasi / Medecins Sans Frontieres

Foto: DPA

Deutschland will den französischen Kampfeinsatz in der Zentralafrikanischen Republik mit Transportflügen unterstützen. Die Bundesregierung bot Paris am Freitag Flugzeuge vom Airbus A-310 an, um französische Soldaten in das Krisengebiet zu bringen. Die französische Armee griff mit der Entsendung von Kampftruppen in den blutigen Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik ein.

Bei ersten Gefechten töteten französische Soldaten bereits am Donnerstag mehrere Rebellen in der Nähe des Flughafens der Hauptstadt Bangui, wie das Verteidigungsministerium am Freitag mitteilte. Zuvor hatte der UN-Sicherheitsrat den Militäreinsatz gebilligt. Dem Land droht nach dem Militärputsch vom Frühjahr Experten zufolge ein Bürgerkrieg, der auch auf die Nachbarländer übergreifen könnte.

Auch beim französisch-afrikanischen Gipfel zum Thema Frieden und Sicherheit ging es am Freitag in Paris um die Lage in dem Krisenland. Zu dem zweitägigen Treffen waren mehr als 30 Staats- und Regierungschefs in die französische Hauptstadt gekommen.

In der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, Bangui, liefen französische Militärs Streife, wie Augenzeugen berichteten. Am Donnerstag war es zu den schwersten Kämpfen seit der Machtergreifung der Rebellenallianz Seleka im vergangenen März gekommen. Mehrere Dutzend Menschen wurden getötet und zahlreiche weitere verletzt. Anhänger des bei dem Putsch gestürzten Präsidenten François Bozizé griffen die Hauptstadt nach unbestätigten Berichten von mehreren Seiten an. Nach stundenlangen Gefechten konnten die Seleka-Rebellen wieder die Oberhand gewinnen.

Seit dem Staatsstreich kommt es immer wieder zu schwerer Gewalt zwischen den Bozizé nahestehenden christlichen Bürgermilizen "Anti-Balaka" (Gegen die Macheten) und den muslimischen Seleka-Kämpfern. Letztere regieren nun mit ihrem Anführer, Übergangspräsident Michel Djotodia, das Land. Beobachter sprachen bereits von einem drohenden religionsbedingten Völkermord.

Frankreichs Präsident François Hollande hatte am Donnerstagabend nach der Verabschiedung der UN-Resolution 2127 angekündigt, sofort Kampftruppen nach Zentralafrika zu schicken. Sein Land wolle eine humanitäre Katastrophe verhindern. Die ehemalige Kolonialmacht hat bereits rund 650 Soldaten in dem afrikanischen Land. Rund 1000 weitere Soldaten stehen für den Einsatz bereit. Die Soldaten sollen afrikanische Truppen bei der Stabilisierung des Landes unterstützen. Die Intervention soll nach vier bis sechs Monate beendet sein.

Deutschland will die Operation mit Transportflügen unterstützen. Dafür würden Maschinen vom Typ Airbus A310 mit rund 200 Plätzen und acht bis zehn Soldaten Besatzung zur Verfügung gestellt. Sie sollten französische Soldaten in ein Nachbarland der Zentralafrikanischen Republik bringen, hieß es in Berlin. Auch eine Unterstützung bei der Luftbetankung von Flugzeugen sei möglich. Großbritannien will den Militäreinsatz ebenfalls logistisch unterstützen. Die Europäische Union will 50 Millionen Euro zu dem Militäreinsatz unter Führung der der Afrikanischen Union beisteuern.

Das Kinderhilfswerk Unicef warnte, bereits 2,3 Millionen Kinder in der Region seien von dem Konflikt betroffen. 80 Prozent aller Grundschulen seien geschlossen. Mindestens 3500 Kinder würden von bewaffneten Gruppen als Soldaten eingesetzt, "aber es könnten sogar bis zu 6000 sein", hieß es in einer Mitteilung.

Beim Afrika-Gipfel in Paris kündigte Hollande an, Frankreich wolle jährlich 20 000 afrikanische Soldaten ausbilden. Damit unterstütze man die Gründung einer schnellen Eingreiftrupper afrikanischer Staaten.

Frankreich setzt sich für eine stärkere Rolle der afrikanischen Staaten bei Konflikten in der Region ein. Neben Vertretern aus 53 afrikanischen Ländern nahmen auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy am Gipfel für Frieden und Sicherheit in Afrika teil.

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