Wohin will Sarkozy? Frankreichs Ex-Präsident beschäftigt weiterhin seine Landsleute

PARIS · Der Satz ist fast ein Jahr alt, hallt aber immer noch nach. "Wenn ich geschlagen werde, werdet ihr nie wieder von mir reden hören." Nicolas Sarkozy hat ihn vor der Wahl im Mai ausgesprochen, als alle Umfragen seine Niederlage gegen François Hollande voraussagten.

 Rätselraten herrscht um Nicolas Sarkozy (li.).

Rätselraten herrscht um Nicolas Sarkozy (li.).

Foto: dpa

Neun Monate später beschäftigt er noch immer die Franzosen, die ihn am Tiefpunkt seiner Popularität abgewählt haben, und die Medien, denen er unfaire Hetze vorwarf. Kaum einer kann sich den einstigen "Hyper-Präsidenten" nun plötzlich als ausgeglichenen Frührentner vorstellen.

Doch wohin es ihn zieht, bleibt unklar. Will Sarkozy als Vortragsreisender "richtig Kohle machen" wie Tony Blair oder Bill Clinton, wie er es einmal sagte? Oder zieht es ihn zurück in die Politik? Seine Ankündigung, aus der Öffentlichkeit zu verschwinden, hat sich jedenfalls nicht bestätigt. Man hört nach wie vor von Nicolas Sarkozy reden. Sehr viel sogar.

Vor einigen Tagen streute das investigative Internet-Magazin "Mediapart" das Gerücht, der Ex-Präsident, der am vergangenen Montag seinen 58. Geburtstag feierte, plane die Gründung eines Investitionsfonds in Höhe von einer Milliarde Euro und erwäge sogar den Umzug nach London.

Sein Umfeld dementierte unmittelbar, selbst "Mediapart"-Chef Edwy Plenel räumte ein, "definitiv entschieden" sei Sarkozy noch nicht. Aber er stricke an seinem Netzwerk. Mehrmals trat er in den vergangenen Monaten auf Konferenzen in New York, Singapur und Doha und kürzlich beim Weltwirtschaftsforum in Davos auf.

Dass er beim Militäreinsatz französischer Truppen in Mali nicht nach seiner Expertise gefragt worden sei, soll ihn geärgert haben - dem Magazin "L'Express" zufolge kritisiert Sarkozy das Vorgehen der Regierung, die sich nicht ausreichende internationale Hilfe zugesichert habe.

Im August hatte er sogar gemeinsam mit dem Chef der syrischen Opposition in einem Kommuniqué die internationale Gemeinschaft zum schnellen Handeln gegen das syrische Regime aufgerufen. Auch deshalb reißen die Spekulationen nicht ab, er dränge zurück in die Politik.

Für viele zeigte der Streit um die Führung der bürgerlich-konservativen UMP zwischen Ex-Premierminister François Fillon und Ex-Generalsekretär Jean-François Copé vor einigen Wochen, wie groß die von Sarkozy gelassene Lücke war: Die Rufe nach einer Rückkehr wurden lauter.

Doch als er den Streithähnen ein Ultimatum für eine Lösung setzte, verstrich dieses ergebnislos - seine Autorität wog nicht mehr. Bis zu einer neuen Wahl im September 2013 ist Copé Parteichef - ein Mann von ähnlich kompromisslosem Ehrgeiz wie Sarkozy.

Außerdem ermittelt die Justiz in mehreren Skandalen, etwa im Verdacht, Sarkozy habe 2007 illegale Wahlkampfspenden von der L`Oréal-Erbin Liliane Bettencourt angenommen. Nun wurde der Vorwurf laut, er habe Uefa-Chef Michel Platini zur Zustimmung der WM-Vergabe 2022 an das Emirat Katar gedrängt, das im Gegenzug in den französischen Fußball investierte.

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