Kommentar G20-Gipfel zur Euro-Krise - Solidarität? Fehlanzeige!

Papier ist geduldig. Und weil das so ist, heißt es in der Abschlusserklärung der G20 unter anderem: "Wir werden zusammen agieren." Lässt man das Gipfeltreffen Revue passieren, könnte man zugespitzt allerdings auch zu dem Schluss kommen, dass die Erklärung das Papier nicht wert ist, auf dem sie steht. Denn die führenden Volkswirtschaften außerhalb der Euro-Zone, vor allem die Nordamerikaner, gefielen sich nur in Schuldzuweisungen.

Wo genau nahm die Krise denn ihren Anfang? EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sah sich genötigt, die USA noch einmal zart an die "unorthodoxe Praxis in einigen Bereichen des Finanzmarktes" zu erinnern. Dadurch erst wurden die europäischen Banken infiziert und dann die Staatshaushalte. Und wer sich darüber beschwert, dass der IWF nun den "reichen Europäern" beispringen müsse, dem sei gesagt, dass die EU der mit Abstand größte Beitragszahler ist.

Die Euro-Zone hat schon eine Menge vorzuweisen: den Euro-Rettungsfonds zum Beispiel oder den Fiskalpakt. Weitere Instrumente dürften gemeinsame Staatsanleihen und - besonders wichtig - eine politische Union sein. Die USA mit ihrem 15-Billionen-Dollar-Schuldenberg können sich hiervon eine Scheibe abschneiden. Sicher: Widerstreitende Interessen in Europa blockieren sich. Aber in Washington sieht es nicht besser aus. Dafür, dass trotz anhaltender Haushaltsstreitigkeiten zwischen Republikanern und Demokraten amerikanische Staatsanleihen immer noch Bestnoten erhalten, kann sich die US-Regierung bei den US-amerikanischen Ratingagenturen bedanken.

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