Kommentar zum Gedenken an Stalingrad in Zeiten des Ukraine-Krieges Die falsche Geschichte

Meinung | Bonn · Kremlherr Wladimir Putin hat das heutige Wolgograd besucht, um dem Sieg der Roten Armee in Stalingrad zu gedenken. Er nutzte dies für eine Propagandashow, die gefährliche Züge offenbart, schreibt Ulrich Krökel.

 Mitglieder der Ehrengarde marschieren während einer Kranzniederlegung am Grabmal des Unbekannten Soldaten in der Nähe der Kremlmauer bei der Gedenkfeier anlässlich des 80. Jahrestages der Schlacht von Stalingrad.

Mitglieder der Ehrengarde marschieren während einer Kranzniederlegung am Grabmal des Unbekannten Soldaten in der Nähe der Kremlmauer bei der Gedenkfeier anlässlich des 80. Jahrestages der Schlacht von Stalingrad.

Foto: dpa/Alexander Zemlianichenko

Wladimir Putin ist besessen von Geschichte. Immer wieder leitet er sein Handeln in der Gegenwart aus einer mythisch überhöhten Vergangenheit her. Ob er sich selbst in eine Reihe mit Zar Peter dem Großen und Sowjetdiktator Josef Stalin stellt oder Verbrechen leugnet: Bei Putin dreht sich alles um Größe und Ruhm des Reiches. Es war daher wenig überraschend, dass der Kremlherrscher den 80. Jahrestag der deutschen Kapitulation in Stalingrad für eine Propagandashow nutzte. Schlimmer noch als das Retuschieren und Schönfärben der Geschichte sind die offenen Lügen, die in Putins Russland längst Allgemeingut geworden sind. Sie gipfeln in der falschen These, die Ukraine als Nation mit eigener Kultur, Sprache und historischer Tradition gebe es gar nicht.