Besuch Gauck bei den Linken

BERLIN · Bundespräsidentenkandidat Joachim Gauck spricht zum zweiten Mal binnen zwei Jahren bei der Bundestagsfraktion der Linken vor.

 "Ja, freundlich": Linke-Fraktionschef Gregor Gysi (links) und der frühere DDR-Dissident Joachim Gauck im Gespräch.

"Ja, freundlich": Linke-Fraktionschef Gregor Gysi (links) und der frühere DDR-Dissident Joachim Gauck im Gespräch.

Foto: dpa

Nichts ist vergessen. Nichts. Schon gar nicht sein Auftritt 2010 in der Bundestagsfraktion der Linken. Fraktionschef Gregor Gysi weiß es noch wie gestern. Und wie heute hatte die Linke auch damals eine eigene Kandidatin für das höchste Amt im Staate nominiert.

Die Bundestagsabgeordnete Luc Jochimsen sollte im Rennen gegen Joachim Gauck, damals Kandidat von Rot-Grün, und Christian Wulff, Kandidat von Schwarz-Gelb, die Eigenständigkeit der Partei Die Linke unterstreichen. Gauck kam, warb und sah sich mit Fragen konfrontiert. Ob er es denn richtig finde, dass die Linke vom Verfassungsschutz beobachtet werde, sei Gauck damals gefragt worden? An die Antwort erinnert sich Gysi genau: Gauck habe dies richtig gefunden. Da sei bei den Wahlfrauen und Wahlmännern der Linken "das Ende der Fahnenstange" erreicht gewesen.

Am Spät Dienstagnachmittag besuchte Gauck die Links-Fraktion erneut, dieses Mal als gemeinsamer Kandidat von Rot-Grün und Schwarz-Gelb. Fraktionsebene im Reichstagsgebäude, Clara-Zetkin-Saal. Der Kandidat kommt in eigener Sache, obwohl die Linke für die Bundesversammlung am 18. März bereits positioniert ist. Sie schickt die als Nazi-Jägerin bekannt gewordene Beate Klarsfeld gegen den früheren DDR-Bürgerrechtler ins Rennen.

Partei-Vize Sahra Wagenknecht, lange Zeit Frontfrau der Kommunistischen Plattform innerhalb der Linken, sagt, sie hätte sich gewünscht, wenn die eigene Kandidatin Klarsfeld gleichfalls von den anderen Parteien "eingeladen" worden wäre, so, wie die Linke ja auch zum Dialog mit Gauck bereit sei.

Gauck nimmt Platz. Und Gysi erzählt, wie es war, als der Papst samt Kardinälen im vergangenen Spätsommer bei der Linken war. Der Papst und die Linke, aha, da spitzt der protestantische Pfarrer die Lippen. Dann wird die Tür geschlossen. 50 Minuten bleibt Gauck bei der Linken, in deren Reihen der heute 72-Jährige auch wegen seiner zehn Jahre als erster Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen bis heute Gegner hat. Fragen stellen, so ist später zu hören, vor allem Gysi und Innenexperte Jan Korte.

Das Thema: Die Linke und der Verfassungsschutz. Gauck wird nachher sagen, er glaube nicht, "dass meine Antwort jedem gefallen hat". Die Meinungsunterschiede sind offensichtlich. Es gebe "eine ganze menge Trennendes", sagt der Kandidat. Seine politischen Grundüberzeugungen und die der Linken seien eben "schwer zusammenzubringen". Aber bitte, der Besuch solle auch dazu dienen, "besser verstanden zu werden". Im Übrigen sei die Atmosphäre "nicht feindselig" gewesen, vielmehr "freundlich", oder?, wendet sich Gauck dem neben ihm stehenden Gysi zu. Der grummelt etwas gequält, "ja, freundlich".

Ach so, da ist noch der Große Zapfenstreich für Bundespräsident a.D. Christian Wulff in dieser Woche. Angemessen oder nicht?, wird Gauck gefragt. Der Kandidat antwortet, er habe es "vermieden zu der causa Stellung zu nehmen". Und dabei wolle er es auch belassen. Diese Antwort wolle er ihm als Anwalt auch geraten haben, sagt der Jurist Gysi noch.

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