Polizei in NRW Gewerkschaft warnt vor Anstieg der Krankenzahlen

DÜSSELDORF · Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnt vor einem weiteren Anstieg der Krankenstände bei Polizeibeamten. "Im Durchschnitt waren die Kollegen in NRW im letzten Jahr 18 Tage krank", sagte GdP-Landesvize Wolfgang Spies unserer Zeitung.

Bei über 50-jährigen Polizisten im Schichtdienst steige die Ausfallzeit signifikant an. "In drei Jahren sind die Polizisten aber durchschnittlich 50 Jahre alt." Durch Überstunden, Schichtdienste und die mangelnde Wertschätzung erhöhten sich die Krankenstände seit Jahren, sagte Spies. Außerdem habe eine neue Untersuchung ergeben, dass mehrere Tausend Polizisten in NRW aufgrund bedrohlicher Gesundheitsmängel nicht mehr überall eingesetzt werden könnten.

Wütend sind die knapp 40.000 Polizeibeamten in NRW darüber, dass 60 Prozent der Polizisten ein "Sparopfer" leisten sollen. Beamte ab Tarifgruppe A13 müssen nach einem Kabinettsbeschluss in NRW zwei Nullrunden bei den Tarifen hinnehmen, Beamte der Tarifgruppen A11 und A12 erhalten 2013/2014 nur jeweils ein Prozent höhere Gehälter. Spies befürchtet einen "massiven Motivationsstau" in der Polizei: "Die Kollegen sind stinksauer." Heute will Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) mit den Gewerkschaften reden.

Bei einer Mahnwache vor dem Landtag drohten einige Gewerkschafter mit der Rückgabe ihres Parteibuchs, falls Rot-Grün die Tarifanhebung für Angestellte im öffentlichen Dienst um 5,6 Prozent für zwei Jahre nicht doch noch auf alle Beamten überträgt. In einer Aktuellen Stunde im Landtag blieb Walter-Borjans aber hart und betonte, dass er nicht alle "nachvollziehbaren Wünsche erfüllen" könne. Während die CDU als Alternative zum Verzicht auf Tariferhöhungen die Streichung von 12 000 Landesstellen vorschlage, lehne Rot-Grün dies entschieden ab. Walter-Borjans sprach von einem schmerzhaften, aber auch "verantwortungsbewussten und verantwortbaren" Schritt, den die rot-grüne Regierung gehen wolle. NRW müsse die Schuldenbremse einhalten und sparen - und davon könne auch der Personalhaushalt nicht verschont werden.

Der Piraten-Abgeordnete Dirk Schatz klagte, dass "die Beamten keinen Bock mehr haben". Wenn sich der Krankenstand weiter erhöhe, "kann man den Laden dichtmachen". Ralf Witzel (FDP) warnte vor "Dienst nach Vorschrift", wenn fast die Hälfte aller Landesbeamten mit zwei Nullrunden leer ausgingen. Für den Grünen-Abgeordneten Mehrdad Mostofiozadeh ist der Sparbeschluss "sehr bedauerlich". Rot-Grün verteidige den notwendigen Schritt zur Haushaltskonsolidierung aber "erhobenen Hauptes". Dagegen warf der CDU-Abgeordnete Werner Lohn der Landesregierung vor, sie mache die Beamten zu Sündenböcken für ihre gescheiterte Finanzpolitik.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort