Gratisurlaub beim Partymanager: Wulffs Ex-Sprecher angeklagt

Hannover · Der Sprecher von Ex-Bundespräsident Christian Wulff, Olaf Glaeseker, muss wegen kostenloser Urlaube bei einem befreundeten Partymanager vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft Hannover klagte Glaeseker am Mittwoch wegen des Verdachts der Bestechlichkeit im Zusammenhang mit der Promi-Party Nord-Süd-Dialog an.

 Der damalige niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU, l) und sein Pressesprecher Olaf Glaeseker. Foto: Jochen Lübke/Archiv

Der damalige niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU, l) und sein Pressesprecher Olaf Glaeseker. Foto: Jochen Lübke/Archiv

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Die Ermittlungen gegen Wulff selbst ziehen sich weiter hin - ihm wird Vorteilsannahme vorgeworfen. "Wir erwarten einen Abschluss des Verfahrens gegen Herrn Wulff in den nächsten Wochen", sagte Behördensprecher Oliver Eisenhauer.

Außer gegen Glaeseker erhob die Staatsanwaltschaft auch Anklage wegen des Verdachts der Bestechung gegen Manfred Schmidt, der dreimal den Promi-Treff veranstaltet hatte. Die Ermittler halten es für erwiesen, dass der 51-jährige Glaeseker dem Manager bei der Suche nach Sponsoren für die Veranstaltungen half und Schmidt ihn im Gegenzug zu kostenlosen Urlauben in seine Häuser in Frankreich und Spanien einlud.

"Nach dem Anklagevorwurf erhielt Olaf Glaeseker als Belohnung für seine Gefälligkeiten von Manfred Schmidt unentgeltlich neun Urlaubsaufenthalte in dessen Feriendomizilen in Frankreich und Spanien sowie 19 Freiflüge im Gesamtwert von etwa 12 000 Euro", hieß es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft.

Schmidt erzielte nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft mit den drei Partys in Hannover und Stuttgart 2007, 2008 und 2009 einen Gewinn von mehr als einer Million Euro. Glaeseker warb demnach als Regierungssprecher 650 000 Euro Sponsorengelder für die Feten ein. Die Partys, zu denen Hollywood-Promis wie Faye Dunaway kamen, waren angekündigt als Netzwerkveranstaltungen der Länder Niedersachsen und Baden-Württemberg. Schirmherren des Nord-Süd-Dialogs waren die damaligen Regierungschefs Günther Oettinger und Christian Wulff.

Glaeseker hatte die diversen Urlaube mit seiner jahrelangen Freundschaft zu Schmidt begründet. Glaesekers Anwalt Guido Frings sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Wir werden jetzt schriftlich gegenüber dem Gericht Stellung nehmen und klar herausstellen, dass es unzweifelhaft eine enge Freundschaft zwischen meinem Mandanten und Herrn Schmidt gibt." Die Besuche Glaesekers im Ausland seien nichts anderes als ein freundschaftlicher Besuch in Köln oder Dortmund gewesen.

Der Anwalt von Schmidt, Daniel Krause, betonte in einer Stellungnahme am Mittwochabend ebenfalls, dass die Besuche "ausschließlich auf der seit langen Jahren bestehenden engen Freundschaft zwischen Herrn Schmidt und den Eheleuten Glaeseker" gründeten. "Herr Schmidt ist zuversichtlich, dass sich der ihm gegenüber erhobene Vorwurf im weiteren Verfahren als haltlos erweisen wird", hieß es weiter.

Die Anklageschrift umfasst 134 Seiten, die Staatsanwaltschaft benennt 47 Zeugen. Ob sie auch Wulff als Zeuge hören will, wollte der Sprecher der Behörde nicht beantworten. Wann das Verfahren im Landgericht Hannover beginnt, ist noch offen. "Das ist allein die Entscheidung der 3. Großen Strafkammer", sagte eine Gerichtssprecherin. Das Verfahren werde aber umfangreich werden. Über die bevorstehende Anklage hatten zuvor die "Bild am Sonntag" und das ARD-Magazin "Panorama" berichtet.

Gegen Glaeseker und Schmidt wurde seit Anfang 2012 ermittelt. Das enge Beziehungsgeflecht war im Zuge der Kreditaffäre um Wulffs Haus in Großburgwedel in den Fokus der Justiz geraten.

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