Philipp Rösler Großer FDP-Empfang zum Geburtstag

Zum 40. Geburtstag feiert die FDP ihren Vorsitzenden Philipp Rösler mit einem großen Empfang.

 Feiert am Sonntag runden Geburtstag: FDP-Chef Philipp Rösler.

Feiert am Sonntag runden Geburtstag: FDP-Chef Philipp Rösler.

Foto: ANKE KRAKOW/TBM

BERLIN. Was muss das für ein Gefühl sein. Wochenlang steht er unter innerparteilichem Sperrfeuer: Philipp Rösler. Soziologisch würde man die Situation des FDP-Vorsitzenden ein innerparteiliches "Akzeptanzproblem" nennen. Mit jeder wichtigen Landtagswahl wurde die politische Existenzfrage gestellt: Wenn die Wahlen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen die FDP unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde ansiedeln, seien seine Tage als Parteichef gezählt.

Auf dem Stuttgarter Drei-Königs-Treffen wurde der Parteivorsitzende, der sich selbst mit einer eher mittelmäßigen Rede begnügte, von der FDP-Spitze förmlich bloßgestellt. Da war Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel, der vor den Gästen und Anhängern sich offen abfällig zum Zustand der FDP äußerte. Fraktionschef Rainer Brüderle forderte von dem geborenen Vietnamesen, sich an der standhaften deutschen Eiche zu orientieren und nicht an einem Bambusrohr.

Doch das ist Vergangenheit. Jetzt darf er gefeiert werden: Am Dienstag richtet seine Partei für ihn einen großen Empfang in Berlin anlässlich seines 40. Geburtstages aus, den er am Sonntag feiert. Die innerparteilichen Granden werden alle anwesend sein, um mit einem Gläschen Wein in der Hand dem Geburtstagskind zu huldigen und die neue innerparteiliche Loyalität, Solidarität und Einigkeit zu demonstrieren. Heuchelei-Attacken eingeschlossen.

Rösler hat sich frühzeitig auf eine Frist festgelegt: Der promovierte Mediziner will sich mit 45 Jahren aus der Politik verabschieden. Seine Frau, Krankenhaus-Ärztin in Hannover, hat da ein Mitspracherecht. "Wenn Wiebke sagt, es reicht, dann reicht es", so Rösler. Das hat man - mit anderen Altersangaben - auch von dem Vorgänger-Vorsitzenden Guido Westerwelle oder vom bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer schon gehört. In der Realität geht das meist ganz anders aus.

"Unter Rösler hat sich eine Kultur des Zur-Seitetretens, nicht aber des Rücktritts breitgemacht", urteilt ein Wegbegleiter. Musterbeispiel: Die als fremdenfeindliche Äußerung des hessischen Landeschefs Jörg-Uwe Hahn gestellte Frage, wie lange die deutsche Bevölkerung noch einen asiatisch aussehenden Vize-Kanzler akzeptieren werde, entschärfte er dadurch, dass er Hahn als "meinen persönlichen Freund" bezeichnete. In der Hochzeit der Debatte um Röslers Führungsfähigkeiten hat dieser Brüderles Ambitionen auf den Parteivorsitz geschickt ausgebremst. Der Rheinland-Pfälzer hatte 48 Stunden vor der Niedersachsenwahl in einem Interview düster über die Möglichkeit von Neuwahlen orakelt. Und auf dem in 14 Tagen stattfindenden Sonder-Bundesparteitag, der sich ausdrücklich nur mit Personalfragen beschäftigen soll, will er einen weiteren Mitstreiter in die Schranken weisen: den aufsässigen Bundesentwicklungsminister Niebel.

Natürlich ist sich das Geburtstagskind klar, dass er nicht gerade zu den populärsten deutschen Politikern zählt. Eine gängige Erklärung lautet, Rösler sei zu früh zu viel geworden. Das schaffe Neid. Es sind aber viele politische Anfängerfehler gemacht worden. So Röslers leicht verquere Äußerung über die farblichen Veränderung eines Frosches, wenn man ihn in langsam kochendes Wasser legt. Der Frosch steht für den Koalitionspartner CDU/CSU.

Rösler hat in Hintergrundgesprächen immer wieder seine politische Hauptaufgabe herausgehoben: Die FDP programmatisch wieder auf eine breitere Basis zu stellen. Das richtet sich voll gegen den Kurs von Amtsvorgänger Westerwelle, der zwar mit dem Ruf nach Steuersenkungen den größten Erfolg bei der Bundestagswahl 2009 einfahren konnte, aber den Fehler machte, die Bundes-FDP programmatisch auf eine reine Steuersenkungspartei zu verengen. Dem Mann, der in seiner Freizeit gerne auf Friedhöfen spazieren geht, steht die Dreifach-Belastung ins Gesicht geschrieben: Wirtschaftsminister, Vize-Kanzler und FDP-Chef. Der Gesichtsausdruck wird härter. Er weiß, dass die Wahlauseinandersetzungen gegen die Unionsparteien heftig werden. "Jeder kämpft gegen jeden", hat Angela Merkel einmal mit Blick auf die Bundestagswahlen gesagt. Rösler kennt die Konstellation aus der FDP zur Genüge.

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