"Großes Ereignis": Russland testet schwere Trägerrakete

Moskau · Nach mehr als zehn Jahren Forschung hat die Raumfahrtnation Russland erstmals ihre neue superschwere Trägerrakete "Angara-A5" getestet. Der Start vom Weltraumbahnhof Plessezk in Nordrussland sei ein "großes, sehr wichtiges Ereignis" für Russland, sagte Kremlchef Wladimir Putin.

 Mit der "Angara-A5" kann Russlande erstmals vom eigenen Territorium aus tiefe Weiten des Universums erschließen. Foto: Anton Novoderezhkin/Archiv

Mit der "Angara-A5" kann Russlande erstmals vom eigenen Territorium aus tiefe Weiten des Universums erschließen. Foto: Anton Novoderezhkin/Archiv

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Am Abend - etwa zehn Stunden nach dem Start - teilte die Raumfahrtbehörde Roskosmos mit, die Rakete sei 35 800 Kilometer weit ins All vorgedrungen.

Mit der für besonders schwere Lasten geeigneten "Angara" könnten nun etwa Forschungs- und Militärsatelliten in beliebige Weiten des Weltalls geschossen werden, sagte Putin bei einer Videoübertragung des Starts der Agentur Interfax zufolge. "Damit stärken wir die Sicherheit unseres Landes", sagte Putin. Bei seinem Jungfernflug hatte das Geschoss eine Satellitenattrappe an Bord. Am 9. Juli hatte Russland bereits eine leichtere Variante der "Angara" erprobt.

"Der erfolgreiche Test garantiert Russland erstmals einen unabhängigen Zugang zu geostationären Umlaufbahnen von seinem Territorium aus", sagte der Raumfahrtexperte Andrej Ionin in Moskau. Bislang seien solche Umlaufbahnen nur von Baikonur in der zentralasiatischen Republik Kasachstan aus erreichbar gewesen. Den Weltraumbahnhof dort pachtet Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion.

Bis die neue Rakete in Dienst gestellt wird, seien etwa zehn weitere Tests nötig, sagte Ionin. In drei bis fünf Jahren werde sie komplett einsatzbereit sein, meinte er.

Die nach einem Fluss in Sibirien benannte Rakete soll künftig andere Typen wie "Rokot" oder umweltbelastende "Proton"-Raketen ablösen. "Angara" ist die erste Rakete, die nach dem Ende der Sowjetunion 1991 vollständig in Russland gebaut wird. Die Entwicklung kostete offiziellen Angaben zufolge mindestens 3,5 Milliarden Euro.

Die "Angara" kann Nutzlasten von bis zu 24,5 Tonnen in erdnahe Umlaufbahnen sowie bis zu 3,4 Tonnen in tiefste Weiten des Weltalls befördern. Die Rakete gilt auch als Hoffnungsträger und als Herzstück der ehrgeizigen Pläne der Raumfahrtnation, noch unabhängiger von anderen Staaten zu werden.

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