Kommentar zum russischen Manöver an der Nato-Ostflanke Großmachtgelüste

Meinung | Berlin · Das Großmanöver nahe der Nato-Ostflanke muss den Westen alarmieren. Übung ist Übung, aber Moskau nimmt dabei gerne in Kauf, in den kleinen baltischen Staaten und in Polen alte Ängste zu schüren.

 Russische Panzer fahren bei einer Übung im vergangenen Jahr durch Kirgistan.

Russische Panzer fahren bei einer Übung im vergangenen Jahr durch Kirgistan.

Foto: picture alliance / dpa

Die Großmacht Russland zeigt ihre Muskeln. Wenn Wladimir Putin und der Präsident des Satellitenstaates Weißrussland, Alexander Lukaschenko, in den nächsten Wochen rund 100 000 Soldaten zu einem Großmanöver zusammenziehen und Teile davon gefährlich nahe an der Nato-Ostflanke aufmarschieren lassen, muss dies den Westen alarmieren.

Übung ist Übung, aber Moskau nimmt dabei gerne in Kauf, in den kleinen baltischen Staaten und in Polen alte Ängste zu schüren. Denn gerade das Baltikum hatte sich aus der Erfahrung sowjetischen Allmachtsanspruches nach Ende des Kalten Krieges schnell unter den Schutzmantel der Nato geflüchtet.

Ausgerechnet dort, wo die Nato vermutlich am verwundbarsten ist, lässt Putin mit freundlicher Unterstützung Lukaschenkos nun Truppen in großem Stil aufmarschieren. Wenn Moskau damit Instabilität an der Nato-Ostflanke auslöst, würde sich Putin die Hände reiben. Der russische Präsident weiß in alter KGB-Manier, wie man hybride, also nicht erklärte Kriege erzeugt und köcheln lässt, wie der Dauerkonflikt in der Ostukraine zeigt.

Der nächste Waffenstillstand kommt bestimmt, hält aber nicht lange. Zwar tagt der Nato/Russland-Rat, der nach dem Landraub der Halbinsel Krim für zwei Jahre auf Eis gelegt worden war, seit 2016 wieder. Doch den Versuch, Militärmanöver durch bessere Kommunikation untereinander sicherer zu machen, konterkariert Russland mit seiner Demonstration der Stärke – in demonstrativer Nähe zum Nato-Gebiet. Eine gezielte Provokation. So ist Russland mehr Gegner als strategischer Partner.

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