Interview mit Malu Dreyer "Gute Arbeit und gutes Leben"

Mainz · Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer ist eine von drei kommissarischen SPD-Vorsitzenden. Im Interview äußert sie sich über die Wahlen in Brandenburg und Sachsen.

Wie erklären Sie sich, dass die Grundstimmung im Osten so schlecht ist?

Malu Dreyer: Auch im 30. Jahr nach der friedlichen Revolution hängen soziale Unterschiede mit den Folgen der Nachwendezeit zusammen. Nach der Euphorie des Mauerfalls gab es bei vielen Menschen das Gefühl, dass die eigene Lebensbiografie nichts mehr wert ist. Nach der Wende wurden für viele aus sicheren, aber nicht besonders gut bezahlten Arbeitsplätzen unsichere, aber noch immer nicht besonders gut bezahlte Arbeitsplätze. Im Ergebnis haben viele Frauen und Männer ein Leben lang gearbeitet, Ostdeutschland vorangebracht und trotzdem droht vielen eine Minirente. Deshalb streiten wir für eine Grundrente, die ihren Namen verdient und vor allem vielen ostdeutschen Männern und Frauen die Rente ermöglicht, die sie erarbeitet haben.

Wie wichtig ist es für die SPD, in Brandenburg an der Macht zu bleiben?

Dreyer: Wissen Sie, ich bin selbst Ministerpräsidentin. Ich weiß, wie viel Freude es bringt und wie viel Kraft es kostet, ein Land voranzubringen. Und ich habe allergrößten Respekt vor der Leistung von Dietmar Woidke. Brandenburg ist heute ein Land mit niedriger Arbeitslosigkeit und wirklich guten Wirtschaftsdaten. Das kommt nicht von ungefähr. Die Zeit der Abwanderung und schwieriger wirtschaftlicher Lage nach der friedlichen Revolution konnte unter sozialdemokratischer Führung und Dank des Engagements der Brandenburgerinnen und Brandenburger überwunden werden. Heute bietet dieses wunderbare Bundesland wieder gute Arbeit und gutes Leben.

In Sachsen könnte die SPD einstellig werden . . .

Dreyer: Auch für Sachsen gilt: Die Lage ist viel besser als die Stimmung. Der Wahlkampf zwischen Regierungschef Kretschmer und der AfD spitzt sich zu. Die SPD ist ein starker Regierungspartner, aber in dieser Konstellation ist es nicht leicht, zur Geltung zu kommen. Dabei ist Martin Dulig ein Garant für Offenheit und Toleranz in Zeiten von Hass und Hetze, deswegen sage ich: Spielt nicht mit dem Feuer; die AfD ist längst keine Protestpartei mehr. Die AfD will die Freiheit und die demokratischen Werte abschaffen, für die viele Menschen in Sachsen, Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern friedlich gekämpft haben. Wer eine echte Alternative zur AfD will, der muss sozialdemokratisch wählen in Brandenburg und in Sachsen.

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