Französischer Präsident löst Versprechen ein Hollande knöpft sich Manager-Gehälter vor

PARIS · Erst kürzte er sein eigenes Gehalt, jetzt will Frankreichs Präsident auch die Unternehmer-Einkommen deckeln.

 Kommt beim Volk gut an: Frankreichs Präsident Hollande.

Kommt beim Volk gut an: Frankreichs Präsident Hollande.

Foto: dpa

François Hollande hatte es ja angekündigt: Gutverdiener würden den Gürtel enger schnallen müssen und "exzessive" Manager-Boni ihr Ende finden. Nun macht sich Frankreichs neuer Präsident daran, die ersten Versprechen umzusetzen, darunter vorzugsweise diejenigen, die wenig kosten oder gar Geld in die leeren Kassen spülen, hohen symbolischen Wert haben und kurz vor den Parlamentswahlen Mitte Juni gut beim Wahlvolk ankommen.

Nach der Kürzung der Ministergehälter und seinem eigenen um 30 Prozent geht es an die Deckelung der Einkommen von Spitzenmanagern. Das Top-Gehalt in einem staatlichen Unternehmen soll das 20-Fache des geringsten Lohnes künftig nicht mehr überschreiten - also nicht über 350.000 Euro pro Jahr liegen, wenn es dort Arbeiter gibt, die nur den gesetzlichen Mindestlohn beziehen. Die Regelung könne auch laufende Verträge betreffen, erklärte Premierminister Jean-Marc Ayrault. Er glaube an den "Patriotismus" der Firmenchefs.

Die ersten Betroffenen gibt es bereits. So haben die Aktionäre des Luftfahrt- und Rüstungsunternehmens Safran, an dem der französische Staat 30 Prozent hält, eine großzügige Abfindung für den scheidenden Chef Jean-Paul Hertemann abgelehnt. Auch eine Sonderzahlung von 400.000 Euro für den Ex-Chef von Air France-KLM verweigerte eine Mehrheit der Anteilseigner.

Das wirtschaftlich gebeutelte Unternehmen, an dem der Staat zu 15 Prozent beteiligt ist, hat gerade einen Sparplan von zwei Milliarden Euro bis 2015 angekündigt, der bis zu 3000 Stellenstreichungen vorsieht. Das Problem: Gourgeon hat seine Abfindung längst erhalten und reagiert nicht auf die Appelle der Regierung, sowie der Arbeitgeberpräsidentin Laurence Parisot, sie aus "Anstand" zurückzugeben.

Wo der Staat 100 Prozent oder zumindest die Mehrheit der Anteile halte (wie beim Energiekonzern EDF), werde er die neue Politik durchsetzen - bei den Unternehmen mit geringem Anteil (wie beim Autobauer Renault) versuche er zu "überzeugen", erklärte Industrieminister Arnaud Montebourg.

Auf den EDF-Chef Henri Proglio kommt so eine Gehaltskürzung um 68 Prozent zu - von 1,55 Millionen Euro auf nur mehr 496.800 Euro. Proglio gibt allerdings zu bedenken, dass er gar nicht der bestbezahlte Manager bei EDF sei - ein Problem, das vor allem auch die Banken betrifft.

Die Topverdiener stehen freilich Privatunternehmen vor, allen voran Bernard Arnault vom Luxusgüterkonzerns LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy), der 4,4 Millionen Euro in 2011 verdient hat und damit etwas mehr als Danone-Chef Franck Riboud.

Bei Privatkonzernen dürfte zumindest die angekündigte Steuerreform greifen, die nicht nur eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes für Einkommen ab 150.000 Euro auf 45 Prozent, sondern sogar die 75-prozentige Besteuerung ab einer Million Euro Jahreseinkommen. Der Vorschlag gehörte zu Hollandes Haupttrümpfen im Wahlkampf.

Es handle sich zwar in erster Linie um eine Symbolmaßnahme, sagt Henri Sterdyniak vom französischen Konjunkturprognose-Institut, zeige aber das Bemühen der Regierung um mehr Gerechtigkeit. "Das markiert eine wichtige politische Wende." Vier von fünf Franzosen stimmen dem zu.

Neiddebatten um hohe Einkommen, ob von Managern oder Fußballspielern oder Schauspielern, flammen in Frankreich regelmäßig auf. Zuletzt sorgte ein Bonus von 16,2 Millionen Euro neben dem regulären Gehalt von 3,6 Millionen Euro an Maurice Lévy für Aufruhr. Doch Lévy ist Geschäftsführer der Werbeagentur Publicis - und die ist privat.

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