Das Porträt Ilse Aigner - Heimkehr einer Kronprinzessin

BERLIN · Kronprinzessin? Da lacht Ilse Aigner. Sie habe sich kürzlich einen König-Ludwig-Film angeschaut. Deswegen wisse sie auch, "dass es in Bayern keine Monarchie mehr gibt. Und auch keine Prinzessinnen", versuchte sie zum Jahresauftakt im "Münchner Merkur" ein nettes Ablenkungsmanöver.

 Ilse Aigner auf der Grünen Woche in Berlin.

Ilse Aigner auf der Grünen Woche in Berlin.

Foto: dpa

Doch wenn Aigner heute letztmals als Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, dieses Mal mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an ihrer Seite, ihren Eröffnungsrundgang bei der Grünen Woche macht, weiß sie auch, dass sie die Bundespolitik bald mit einem Ziel in der bayerischen Landespolitik verlässt.

Kurz vor der CSU-Klausur in Wildbad Kreuth hatte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer Parteifreundin Aigner als quasi für alle Ämter geeignet empfohlen. Bei Ramsauer weiß man nie, ob das Lob nicht vergiftet ist. Aigner hat wie viele Male zuvor nur gesagt: "Diese Frage stellt sich nicht." Die Frage, die sich da angeblich nicht stellt, ist die, ob die 48 Jahre alte Oberbayerin eines Tages nicht Horst Seehofer als bayerische Ministerpräsidentin nachfolgen könnte.

Wer weiß schon, was Seehofer im Schilde führt? Zum Beispiel mit jener Geste, als Seehofer, der Ministerpräsident, Aigner, der Vorsitzenden des mächtigen CSU-Bezirks Oberbayern, beim Neujahrsempfang der bayerischen Staatsregierung für einen Augenblick seinen Platz überlässt. Die "liebe Ilse" übernimmt und steht so neben Karin Seehofer. Der Ministerpräsident und seine mögliche Nachfolgerin lachen. Scherz gelungen. "Schmarrn", sagt Aigner sofort. Bloß keine neuen Spekulationen.

Bis zur Bundestagswahl im September bleibt die gelernte Elektrotechnikerin, die nach ihrer Ausbildung im Betrieb der Eltern arbeitete, auf Posten in Berlin, bevor sie zurück in die Landespolitik geht. Berlin und vor allem Brüssel sind jeweils harte Pflaster für Landwirtschaftsminister. Nachtsitzungen mit zähen Verhandlungen über Milchseen, Butterberge und Fischfangquoten sind weder weniger noch kürzer geworden.

Nicht immer kann sie ihren Staatssekretär schicken. Aigner hat in ihren Ministerjahren immer wieder Akzente beispielsweise beim Verbraucherschutz setzen können. So machte sie sich in der Folge der ersten Finanzkrise nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers dafür stark, die Rechte von Anlegern bei Falschberatung zu stärken. Auch Google zeigte sie die Stirn und forderte den Konzern auf, die Widerspruchsfrist von vier Wochen für seinen umstrittenen Straßenbilderdienst Street View zu verlängern. Aigner selbst ließ ihr Haus bei Street View unkenntlich machen.

Bei der Grünen Woche in Berlin will sich die CSU-Politikerin wieder für gesunde Ernährung starkmachen. Doch eine Sondersteuer für Chips oder Cola werde sie nicht einführen. Sie wolle den Menschen nicht vorschreiben, was sie essen und trinken sollen. Und auch nicht, wie sie leben sollen. Aigner ist ledig und kinderlos. Neuerdings soll es einen Mann in ihrem Leben geben, den Aigner vielleicht irgendwann vorstellt.

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