Kommentar zur Atomkraft In der Bredouille
Meinung | Bonn · Im Kampf gegen den Klimawandel ist Atomkraft schon wegen der ungelösten Endlagerfrage keine Lösung. Langfristig spricht viel dafür, dass Deutschland die Energiewende ohne Kernenergie schafft.
Kaum war das EU-Strategiepapier zur Förderung der Atomkraft gestern in der Welt, hieß es aus Brüssel, es sei nur ein Diskussionspapier. Nun lässt sich spekulieren, was es wirklich ist. Vielleicht ein aus Hektik und Not geborenes Signal? Denn in Bonn tagt gerade eine Klimakonferenz, die zusammenrechnet, welchen Beitrag denn die EU-Staaten zur Erreichung des Zwei-Grad-Ziels liefern. Bisher jedenfalls nicht genug.
Wer sich in der industrialisierten Welt umsieht, wie aktuell eine sichere Energieversorgung aussieht, erkennt schnell: Entweder werden fossile Brennstoffe verbrannt oder Atomkerne gespalten. Beide Varianten produzieren ungelöste Abfallprobleme. Hier wird die Atmosphäre mit Treibhausgasen vollgepumpt, dort radioaktiver Sondermüll angehäuft, für den es bis heute und weltweit nicht ein Endlager gibt. Wer kann schon eine geologische Sicherheit für eine Million Jahre garantieren?
Wer sich mit dieser Pest-oder-Cholera-Wahl nicht abfinden will, muss auf Wind, Sonne & Co. setzen, wie es Deutschland mit seiner Energiewende getan hat. Das Experiment, bei dem die ganze Welt neugierig zuschaut, ist noch keine Erfolgsgeschichte, weil etwas leichter visionär verkündet als umgesetzt ist. Einstweilen muss verstärkt Strom aus Kohle den aus abgeschalteten Atommeilern ersetzen, was die nationale Klimabilanz verschlechtert. Doch langfristig spricht Vieles dafür, dass Deutschland sein Kunststück schafft. Brüssel hat energiepolitisch geschlafen. Und sendet nun, wo der Klimawandel keinen Aufschub mehr duldet, ein Signal, das nicht in die Zukunft trägt.
