IS bekennt sich zu Anschlag in Tunis - neun Festnahmen

Tunis/Brüssel · Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich im Internet zu dem blutigen Terroranschlag auf das tunesische Nationalmuseum bekannt. Die Bluttat sei "der erste Tropfen eines Regengewitters", drohten die Extremisten in einer Audio- und Textbotschaft.

 Mitglieder einer Antiterror-Einheit beziehen Position vor dem Museum, in dem die Attentäter Geiseln festhalten. Foto: Mohamed Messara

Mitglieder einer Antiterror-Einheit beziehen Position vor dem Museum, in dem die Attentäter Geiseln festhalten. Foto: Mohamed Messara

Foto: DPA

Die tunesische Polizei nahm neun Verdächtige fest. Die Zahl der Toten stieg nach Angaben des tunesischen Gesundheitsministeriums am Donnerstag auf insgesamt 23, darunter 20 Urlauber. Entgegen ersten Angaben tunesischer Behörden geht das Auswärtige Amt davon aus, dass keine Deutschen unter den Opfern sind.

Deutschland und Frankreich sagten Tunesien ihre Hilfe beim Kampf gegen den Terror zu. Die EU-Staats- und Regierungschefs gedachten bei ihrem Gipfeltreffen in Brüssel der Opfer des Anschlags mit einer Schweigeminute.

Vier der Festgenommenen ständen in einer direkten Verbindung zu der Tat, erklärte das tunesische Präsidialamt lokalen Medienberichten zufolge. Fünf weitere Verdächtige sollen demnach Kontakt zu ihnen gehabt haben. Zwei der Angreifer waren beim Eingreifen einer Spezialeinheit am Mittwoch getötet worden.

Laut tunesischen Behörden handelte es sich bei den beiden getöteten Angreifern um die Tunesier Yassine Laabidi und Hatem Khachnaoui. Laabidi sei den Sicherheitsbehörden bekannt gewesen, sagte Ministerpräsident Habib Essid dem französischen Radiosender RTL. Essid kündigte verschärfte Sicherheitsvorkehrungen an.

Die Tat war der schwerste Terroranschlag in Tunesien seit Beginn des arabischen Aufstands vor mehr als vier Jahren. Das Land ist der einzige arabische Staat, der seitdem den Übergang in die Demokratie geschafft hat.

Gleichzeitig kämpft Tunesien mit Extremisten. Mit bis zu 3000 Kämpfern stellen Tunesier Schätzungen zufolge die größte Gruppe unter den ausländischen Kämpfern im Irak und in Syrien. Sicherheitsexperten warnen, dass vor allem über die Grenze zum östlich gelegenen Bürgerkriegsland Libyen Syrien-Heimkehrer mit Ausbildung der Terrormiliz IS einsickern können. Kurz vor dem Anschlag hatte sich der in Tunesien bekannte Rapper Maurouane Douiri dem IS angeschlossen.

Papst Franziskus zeigte sich über die Bluttat bestürzt. In einem Telegramm an den Erzbischof von Tunis verurteilte er "jeden Akt gegen den Frieden und gegen die Sakralität des menschlichen Lebens". Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versprach Tunesien weitere deutsche Unterstützung. "Wir werden alles tun, was in unserer Kraft steht, um Tunesien zu helfen", sagte Merkel im Bundestag. Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve will am Freitag zu Anti-Terror-Gesprächen nach Tunesien reisen.

Bislang konnten noch nicht alle Nationalitäten der Anschlagsopfer geklärt werden. Nach Angaben des britischen Außenministeriums wurde eine Britin getötet. Das belgische Außenministerium bestätigte den Tod einer belgischen Urlauberin. Ein weiterer Belgier sei verletzt worden. In Rom bestätigte das Außenamt den Tod von vier Italienern. Ein spanisches Paar hatte sich die gesamte Nacht im Nationalmuseum versteckt und war erst am Donnerstagmorgen aus dem Gebäude gekommen.

Zwei Kreuzfahrtgesellschaften teilten am Donnerstag mit, ingesamt seien bei dem Anschlag in Tunis 15 Passagiere getötet und weitere verletzt worden. Als Reaktion auf den Anschlag haben mehrere Reedereien Tunis aus den Fahrplänen ihrer Schiffe gestrichen.

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