Tochter des US-Präsidenten Ivanka Trump nutzte privates Mail-Konto für Dienstliches

Washington · Die Tochter und Beraterin von Donald Trump hat Schwierigkeiten wegen der Vermischung von Dienst- und Privat-E-Mails. Genau dafür war ihr Vater, der US-Präsident, seine Gegnerin Hillary Clinton aufs Schärfste angegangen.

 Hat Dienst-E-Mails privat verschickt: Ivanka Trump.

Hat Dienst-E-Mails privat verschickt: Ivanka Trump.

Foto: AP

Das „i“ steht für Ivanka Trump, das „jk“ für Ehemann Jared Kushner. „ijkfamily.com“ war die passende E-Mail-Adresse, unter der die Tochter und Beraterin des US-Präsidenten offenbar auch einen nennenswerten Teil ihres beruflichen Digital-Schriftverkehrs erledigt hat.

Das hat die Washington Post auf Basis von Informationen der Organisation „American Oversight“ herausgefunden, die das Gebaren der Regierung von Donald Trump kritisch begleitet. Dass die 37-jährige Unternehmerin dabei wie die damalige Konkurrentin ihres Vaters im Rennen um das Weiße Haus, Hillary Clinton, gegen feste Regeln verstoßen hat, ist ein Politikum, das nicht frei ist von Ironie. Der regelwidrige Gebrauch eines privaten E-Mail-Servers im Hause Clinton war für Vater Trump im Wahlkampf Standard-Munition gegen die Demokratin. Er stilisierte das Fehlverhalten, das eine FBI-Untersuchung nach sich zog, ohne Beweise zum Landesverrat und prägte das Etikett „crooked hillary“ – betrügerische Hillary. Dimension? „Größer als Watergate.“ Noch heute fordern Trumps Anhänger bei Veranstaltungen mit Billigung des Präsidenten lautstark Gefängnis für Clinton: „Sperrt sie ein!“.

Ivanka Trump dürfte ein anderes Szenario bevorstehen. Mit ihrer neuen Mehrheit im Repräsentantenhaus wollen die Demokraten ab Januar nächsten Jahres diverse Untersuchungen und Anhörungen ansetzen, die das Gebaren des Trump-Clans unter die Lupe nehmen werden. Arbeitstitel: Wo wurden die Grenzen zwischen Staats- und Privatgeschäften verwischt? Wo hat sich die Familie des Präsidenten über das Gesetz gestellt? Das Versenden dienstlich veranlasster E-Mails über private Kanäle fiel bereits im vergangenen Jahr auf. Neben Ivanka Trump und Ehemann Jared Kushner hatten sich die inzwischen geschassten Reince Priebus (Stabschef) und Gary Cohn (Wirtschaftsberater) nicht an die Gepflogenheiten von Transparenz und Rechenschaftspflicht gehalten.

American Oversight setzt auf gründliche Prüfung

Im Fall von Ivanka Trump seien Regierungsmitarbeiter nun aber verblüfft gewesen über den Umfang der Außer-der-Reihe-Kommunikation, schreibt die „Washington Post“. Als Frau Kushner auf ihren Fehler hingewiesen wurde, habe sie 2017 erklärt, sie sei mit den Regeln nicht ausreichend vertraut gewesen. Zu der Zeit war die Kritik an Hillary Clintons nachlässigem Umgang mit dem Thema fester Bestandteil des nationalen Selbstgesprächs.

Ivanka Trumps privater Anwalt Abbe Lowell durchforstete später die beanstandete Digitalpost und übergab dienstliche Botschaften und Anfragen wie vorgeschrieben zur Speicherung den zuständigen Archiven. Sein Tenor: Alles nicht schlimm. Die inzwischen abgestellten Fehler seien nur in der Übergangsphase vor dem Amtsantritt Donald Trumps passiert. Außerdem habe es sich „fast immer um Logistik und Terminplanung rund um ihre Familie“ gedreht. Sensible Staatsangelegenheiten? Fehlanzeige.

Weil Ivanka Trump exzessiv von dem Instrument „private E-Mail“ Gebrauch gemacht haben soll („Sie war die größte Missetäterin“, schreibt die „Washington Post“ unter Berufung auf Regierungsoffizielle) und weil Ehemann Jared Kushner, Trumps Allzweck-Chefberater, die Methode wohl ebenfalls nutzte, setzten die Verantwortlichen von „American Oversight“ nun auf eine gründliche Prüfung. „Die Familie des Präsidenten steht nicht über dem Gesetz“, sagt Direktor Austin Evers.

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