Krankenhäusern droht Schließung Jede zweite Klinik in NRW in den Miesen

DÜSSELDORF · Jede zweite Klinik in NRW schreibt rote Zahlen. Vor allem kleineren Krankenhäusern und Regelversorgern in ländlichen Regionen droht aus Sicht der Klinikdirektoren die Schließung oder ein Abbau von Abteilungen, wenn bis 2015 weitere 10.000 der bisher 124.000 Betten abgebaut werden sollen.

 Leere Betten vor allem in Krankenhäusern auf dem Land. Jede zweite Klinik in Nordrhein-Westfalen schreibt rote Zahlen.

Leere Betten vor allem in Krankenhäusern auf dem Land. Jede zweite Klinik in Nordrhein-Westfalen schreibt rote Zahlen.

Foto: dpa

"Schon heute ist die wohnortnahe Versorgung der Patienten nicht mehr überall gewährleistet", sagte der Präsident der Klinikdirektoren, Josef Düllings, in Düsseldorf. Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) will vor der Sommerpause den Krankenhausrahmenplan 2015 beschließen, der auch in dünn besiedelten Gebieten maximal 20 Kilometer Abstand zur nächsten Klinik vorschreibt.

Kürzere Belegungszeiten, mehr ambulante Operationen und Reha-Maßnahmen haben zu Überkapazitäten in Kliniken geführt. Kleine Kliniken mit bis zu 250 Betten hätten schon heute oft nicht genügend Patienten, um kostendeckend zu arbeiten, so Düllings. Hans-Jürgen Winkelmann, Vorstandsmitglied des Verbandes der Klinikdirektoren NRW, hält Pläne des Ministeriums für inakzeptabel, dass Intensivstationen künftig mindestens zwölf Betten haben müssen.

Wer daran festhalte, gefährde zahlreiche Kliniken in der Region, weil ohne eine Intensivstation weder Notfälle behandelt noch Operationen durchgeführt werden könnten. Um die schnelle Versorgung zu sichern, suchen Ministerium und Kliniken nach Kompromissen.

Winkelmann betonte, dass NRW mit dem Krankenhausrahmenplan erstmals auch Struktur- und Qualitätsvorgaben mache. Ohne die nötigen Investitionsmittel von Bund und Land könnten Kliniken aber die nötigen Kapazitäten für Notfälle kaum bereithalten.

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch eine Finanzspritze von 1,1 Milliarden Euro für deutsche Kliniken bis einschließlich 2014 zugesagt. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) appellierte an die Länder, ihre Investitionsfinanzierung ebenfalls zu erhöhen. Die NRW-Klinikdirektoren halten das Finanzvolumen für unzureichend und fordern bis zu 6,5 Milliarden Euro mehr.

Präsident Düllings erklärte, dass bei den Kliniken die Sparschraube überdreht worden sei. Der kaufmännische Leiter des Aachener Uniklinikums, Peter Asche`, verwies auf erhebliche Probleme, überhaupt Klinikpersonal für die belastende Arbeit zu gewinnen. Längst suchten Kliniken nach Fachkräften in Spanien und Griechenland.

Gesundheitsministerin Steffens will mit dem Krankenhausplan ambulante, Reha- und Pflegeangebote besser vernetzen. Für ältere und demente Patienten sollen die medizinischen Angebote ausgeweitet werden. Durch die Fallpauschalen soll die Bettenzahl in den landesweit 400 Kliniken gesenkt werden. Derzeit betreuen 230.000 Mitarbeiter in NRW-Kliniken jährlich vier Millionen Patienten stationär.

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