Katastrophenjünger erwarten Weltuntergang

Berlin · In Frankreich ist ein Dorf abgesperrt, in Mexiko schüttelt man den Kopf und will Geld verdienen, woanders wird gefeiert: Katastrophenjünger erwarten an diesem Freitag den Untergang der Welt, da für die Maya nach mehr als 5000 Jahren ein Kalenderzyklus endet.

 Auch wenn Wissenschaftler von Mumpitz reden: Für einige geht am Freitag die Welt unter. Für ängstliche Esoteriker hat im Elsass ein Bunker geöffnet. Foto: Uwe Anspach

Auch wenn Wissenschaftler von Mumpitz reden: Für einige geht am Freitag die Welt unter. Für ängstliche Esoteriker hat im Elsass ein Bunker geöffnet. Foto: Uwe Anspach

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Die Weltuntergangshysterie sei ein riesiges Missverständnis, betonen Wissenschaftler. Auf den 13. Zyklus folge schlicht eine neue Zeitperiode. Mittelamerikanische Staaten hoffen unterdessen auf einen touristischen Aufschwung durch neugierige Touristen. Sie organisieren an den archäologischen Maya-Stätten Feste und Veranstaltungen. Intellektuelle aus Mittelamerika dagegen kritisieren die apokalyptischen Deutungen als Kommerz und Sensationsmache.

Völlig unaufgeregt sieht der mexikanische Archäologe José Luis Romero die Endzeit-Hysterie: "Jemand, der keine großen Kenntnisse aufwies, hat die Theorie des Weltuntergangs aufgestellt", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. "Dabei handelt es sich eher um eine tendenziöse Glaubensfrage als um eine wissenschaftliche Erkenntnis."

Regierungen und Unternehmen in Mexiko, Guatemala, Honduras, Belize und El Salvador wollen dagegen vom Weltuntergangstourismus profitieren. Mexiko zählte in diesem Jahr schon deutlich mehr Reisende. In vielen archäologischen Stätten werden Seminare und Unterhaltungsshows veranstaltet.

So wird in Guatemala offiziell das Ende des 13. Zyklus in 13 Maya-Stätten gefeiert. Staatschef Otto Pérez Molina will an die Maya-Traditionen anknüpfen und zu einer "neuen Ära des Friedens, des Wohlstands und der Hoffnung" in dem verarmten Land aufrufen. Honduras feiert sein Maya-Fest in Copán und will dort auch Ballspiele der Maya zeigen, die von einigen als Vorläufer des modernen Fußballs gesehen werden.

Vor allem in Guatemala wird die Vereinnahmung der Maya-Traditionen für politische und wirtschaftliche Zwecke kritisiert. Die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú brandmarkte die Weltuntergangsprognosen als reinen Kommerz. "Die Sensationsgier hat uns überwältigt, aber all diese Erwartungen werden glücklicherweise am 21. aufhören", sagte die Maya-Vertreterin aus Guatemala.

Der mexikanischen Wissenschaftler Jesús Lizama Quijano sieht die Lebensumstände der heutigen Maya in seinem Land kritisch. Sie kämpften mit Problemen wie Trinkwassermangel, Abfallbergen und schlechter medizinischer Versorgung. Der angebliche Weltuntergang habe angesichts dieser Probleme für sie keine Bedeutung.

In Südfrankreich schottete sich das Dorf Bugarach gegen Weltuntergangsjünger ab. Seit einigen Jahren kursiert die Theorie, vom dortigen 1230 Metern hohen Berg - dem Pic de Bugarach - würden Außerirdische am Tag des Weltuntergangs mit Raumschiffen ins rettende Weltall starten. Laut Gendarmerie wurde um die knapp 200 Einwohner zählende Gemeinde nahe der Pyrenäen eine Sperrzone errichtet.

Hilfe für Weltuntergangsjünger gibt es jedoch im Elsass. Dort wird das Fort de Schoenenbourg für Ängstliche geöffnet. Für sie steht jede Menge Glühwein bereit. Eric Halter von der elsässischen Vereinigung der Freunde der Maginot Linie sagte: "Falls die Welt tatsächlich in Flammen aufgehen sollte, sind die Menschen im Bunker geschützt."

Entspannt sieht der russische Präsident Wladimir Putin dem Weltuntergang entgegen. In Moskau sagte er scherzhaft: "Ich weiß, wann das Ende der Welt kommt - in etwa viereinhalb Milliarden Jahren, wenn ich mich richtig an den Lebenszyklus unserer Sonne erinnere."

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